Inhaltsverzeichnis
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Wozu braucht man eine Lernmethode?
Mithilfe einer gezielten Lernmethode kann man sich Wissen nicht nur schneller einprägen, sondern auch sein Verständnis der Inhalte verbessern. Auch auf ein besonders langfristiges Merken von Wissen können sie sich positiv auswirken. Sie bestehen in der Regel aus einer strukturierten Vorgehensweise und helfen so, den Lernprozess zu unterstützen und das Behalten, Verstehen und Anwenden von Wissen zu fördern. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind dabei vielfältig, sie können sowohl allein als auch in Gruppen- oder Unterrichtskontexten angewandt werden.
Geschichtlicher Hintergrund
In den vergangenen Jahrhunderten hat sich die Art zu lernen grundlegend verändert. Aus dem 17. Jahrhundert stammt beispielsweise die Überzeugung, dass Schüler sich das merken, was der Lehrer ihnen im Unterricht sagt. Als Methoden wurden dementsprechend das Vorlesen, Diktieren oder auch das Nachschreiben gewählt. Heute wird davon ausgegangen, dass man sich vor allem die Dinge merken kann, mit denen man sich selbst aktiv auseinandergesetzt hat. Daraus folgend werden heutzutage auch andere Lernmethoden empfohlen, die dies ermöglichen.
Im frühen 20. Jahrhundert wurden darüber hinaus auch die Grundmechanismen des Lernens entdeckt, die als klassische und operante Konditionierung bezeichnet werden. Klassische Konditionierung bedeutet, dass ein Mensch oder Tier lernt, auf einen neuen Reiz zu reagieren, weil er ihn mit einem bekannten Reiz verbindet. Zum Beispiel: Ein Hund produziert Speichel, wenn er Futter sieht. Wenn man jedes Mal vor dem Füttern eine Glocke läutet, fängt der Hund irgendwann schon beim Glockenton an, Speichel zu produzieren.
Operante Konditionierung bedeutet, dass Verhalten durch Belohnung oder Bestrafung beeinflusst wird. Ein Beispiel hierfür wäre ein Kind, das sein Zimmer öfter aufräumt, wenn es dafür Lob oder eine Süßigkeit bekommt. Hier wurde also ein Reiz (die Süßigkeit) mit einem Verhalten (das Zimmer aufräumen) verknüpft. Auch dieses Wissen über die Grundmechanismen des Lernens machen sich moderne Lernmethoden häufig zunutze.
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Die effizienteste Lernmethode
In einer Studie der amerikanischen Kent-State-Universität wurde die Effektivität verschiedener Lernmethoden untersucht. Dabei verfestigte sich der Eindruck, dass vor allem sogenannte Übungstests und verteiltes Lernen besonders effektiv sind. Verteiltes Lernen bedeutet, dass man den Lernstoff über mehrere Tage hinweg in kleineren Portionen wiederholt. Dadurch hat das Gehirn mehr Zeit, die Informationen zu verarbeiten und langfristig abzuspeichern. Übungstests wie zum Beispiel das aktive Abfragen von Wissen ohne Hilfe sind besonders wirksam, weil das Erinnern selbst wie ein kleines Training für das Gedächtnis wirkt.
Je häufiger man sich aktiv erinnert, desto fester verankert sich das Wissen. Als eher weniger wirksam zeigten sich in dieser Studie passive Techniken wie das Markieren von Textpassagen, das Schreiben von Zusammenfassungen oder auch das wiederholte Lesen des gleichen Textes.
[INFOBOX_3 icon="fas fa-lightbulb" heading="Mythos Lerntypen" text="Der Glaube, dass es verschiedene Lerntypen gebe, ist weit verbreitet. Demnach gebe es Menschen, die eher durch Hören, Sehen oder durch Fühlen lernen. Dabei gibt es für diese These keinerlei wissenschaftliche Grundlage. Kinder scheinen laut einer Studie aus dem Jahr 2023 im Schulkontext sogar Nachteile zu erfahren, wenn sie bestimmten Lerntypen zugeordnet wurden."]
Einsatz
Von Schülerinnen und Schülern über Studierende bis hin zu Erwachsenen können viele Gesellschaftsgruppen von einer guten Lernmethode profitieren. Auch Personen mit Lernschwierigkeiten brauchen gut ausgewählte Methoden, um trotz ihrer Einschränkungen einen möglichst normalen Alltag zu führen.
Lernmethoden finden dementsprechend Anwendung im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich, in der Hochschuldidaktik, in der Erwachsenenbildung, sowie in der beruflichen Weiterbildung. Auch in therapeutischen Kontexten, beispielsweise bei der Förderung von Kindern mit ADHS oder im Bereich der Lerntherapie, spielen strukturierte Lernmethoden eine Schlüsselrolle.
Pomodoro- und Loci-Technik
Die Pomodoro-Methode sowie die Loci-Methode sind besonders beliebte Lernmethoden. Wer schon einmal für eine große Prüfung lernen musste, weiß, dass vor allem das Zeitmanagement Schwierigkeiten bereiten kann. Um umfangreiche Inhalte zu lernen, muss man sich oftmals über einen langen Zeitraum hinweg konzentrieren, was nicht jedem leichtfällt. Mithilfe von Zeitmanagement-Methoden, wie zum Beispiel der Pomodoro-Methode, können die Lernzeiten in kleinere Einheiten unterteilt werden, zwischen denen jeweils Pausen liegen. Klassischerweise wird bei der Pomodoro-Methode 25 Minuten konzentriert gearbeitet oder gelernt, danach wird eine kurze Pause von fünf Minuten gemacht. Die Pausen sollen dabei als Belohnung funktionieren.
Bei der Loci-Methode verknüpft man das zu merkende Wissen mit einem Ort oder einem Objekt, mit dem man sich gut auskennt. Dabei ist es wichtig, dass man sich auch die Details dieses Ortes bzw. des Objekts vor Augen führen kann. Gut geeignet sind zum Beispiel der eigene Körper oder die eigene Wohnung. Die zu lernenden Begriffe sollen vor dem inneren Auge in dem jeweiligen Raum bzw. auf dem jeweiligen Objekt verteilt werden. Besonders gut funktioniert diese Methode, wenn sie mit einer inhaltlichen Bedeutung oder Geschichte in Verbindung gebracht werden.
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Ziele
Der Einsatz effektiver Lernmethoden dient dem Ziel, Lernleistungen zu steigern, Verständnis zu vertiefen und Wissen langfristig verfügbar zu machen. Methoden wie testbasiertes Lernen oder Selbst-Erklärung können sowohl die Gedächtnisleistung als auch die Fähigkeit zur Anwendung des Gelernten fördern. Darüber hinaus verbessern Lernmethoden die Selbststeuerung des Lernens und können zur Motivation beitragen.
Lernmethode - Betrachtung
Das Wissen über effektive Lernmethoden ist für Lernende und Lehrende aus allen Bereichen wichtig. Trotzdem werden passive Methoden, wie das Markieren oder Zusammenfassen von Texten, häufig genutzt, obwohl diese gemeinhin als wenig wirksam gelten. Eine wichtige Perspektive ist daher die Förderung der Nutzung effektiver Methoden in Bildungseinrichtungen und die Schulung von Lehrkräften im effektiven Methodeneinsatz. Auch Lernende selbst benötigen mehr Orientierung bei der Auswahl sinnvoller Lernstrategien, um ihre Lernzeiten möglichst effektiv zu nutzen.