Inhaltsverzeichnis
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Was ist eine Gesamtschule?
Eine Gesamtschule vereint verschiedene Bildungsgänge wie Hauptschule, Realschule und die Mittelstufe des gymnasialen Bildungsgangs in einer Schule. Dadurch können Schüler dort alle Abschlüsse dieser Schulformen erreichen. Die Gesamtschule umfasst in der Regel die Jahrgangsstufen 5 bis 10, und oft gibt es auch eine gymnasiale Oberstufe mit den Jahrgangsstufen 11 bis 13. So lernen Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam und können je nach Leistung und Interesse zwischen den Bildungsgängen wechseln.Gesamtschule – Geschichte
Die Gesamtschule wurde in Deutschland Ende der 1960er-Jahre zunächst als Modellversuch eingeführt. Sie entstand aus der Kritik am traditionellen dreigliedrigen Schulsystem, das Kinder schon nach der Grundschule auf Hauptschule, Realschule oder Gymnasium verteilte und damit oft soziale Ungleichheiten verstärkte. Ziel der Gesamtschule war es, mehr Chancengleichheit zu schaffen, indem alle Schüler länger gemeinsam lernen und verschiedene Abschlüsse innerhalb einer Schule möglich sind – vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur. In den 1970er-Jahren wurden Gesamtschulen in mehreren Bundesländern offiziell eingeführt, wobei sich je nach Region unterschiedliche Modelle entwickelten: integrierte sowie kooperative Gesamtschulen. Während sie sich in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen oder Hessen stark verbreiteten, blieben sie in konservativeren Ländern wie Bayern lange die Ausnahme. Bis heute existieren Gesamtschulen bundesweit in unterschiedlicher Form, häufig auch unter Bezeichnungen wie Gemeinschaftsschule oder Sekundarschule.Gesamtschule – Formen
Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Formen der Gesamtschule, die jeweils ein anderes Konzept befolgen: [TABLE id=408]Gesamtschule – Für wen ist es sinnvoll?
Eine Gesamtschule ist grundsätzlich für alle Schüler sinnvoll, weil sie je nach Bedarf zwischen den verschiedenen Schulformen unterscheiden können. An einer Gesamtschule gibt es individuelle Fördermöglichkeiten, sodass jeder nach seinen Stärken lernen und sich entwickeln kann. Dabei ist es wichtig, die Angebote der einzelnen Schulen zu vergleichen, denn nicht alle Gesamtschulen sind gleich aufgebaut – besonders integrierte Gesamtschulen (IGS) und kooperative Gesamtschulen (KGS) unterscheiden sich. Grundsätzlich kann dort jeder erreichbare Schulabschluss erworben werden.
Gesamtschule – Ablauf
Die Gesamtschule umfasst mehrere Schulzweige, die unterschiedlich lange dauern und verschiedene Jahrgangsstufen abdecken. In den unteren Jahrgangsstufen lernen alle Kinder zunächst gemeinsam, bevor sie in einzelnen Fächern nach Leistungsstand unterrichtet werden. Nicht jede Gesamtschule bietet die Sekundarstufe II an, doch an manchen Schulen ist auch der Besuch der gymnasialen Oberstufe bis zum Abitur möglich.Sekundarstufe I
In den Klassen 5 und 6 findet der Unterricht im Klassenverband statt. Von Klasse 6 bis 9 gibt es keine Versetzungen, doch eine Wiederholung ist möglich, wenn dies der Förderung dient. Ab bestimmten Jahrgängen werden einzelne Fächer auf verschiedenen Anspruchsebenen unterrichtet, um die Schüler gezielt zu unterstützen. Ab Klasse 5 lernen sie die regulären Schulfächer, ab Klasse 7 kommt der Wahlpflichtunterricht hinzu. Dazu gehören zum Beispiel eine zweite Fremdsprache, der Lernbereich Wirtschaft und Arbeitswelt, Naturwissenschaften, Darstellen und Gestalten oder Informatik. Ebenfalls ab Klasse 7 werden Mathematik und Englisch auf zwei Anspruchsebenen unterrichtet, ab Klasse 8 oder 9 auch Deutsch. In Klasse 9 folgen Biologie, Physik oder Chemie auf zwei Anspruchsebenen sowie die Möglichkeit, eine weitere Fremdsprache zu wählen. Ein Wechsel zwischen den Anspruchsebenen ist nach Absprache möglich. Nach Klasse 9 kann der Hauptschulabschluss erreicht werden, nach Klasse 10 die Mittlere Reife, wenn die Leistungen ausreichen. Außerdem besteht die Möglichkeit, in die gymnasiale Oberstufe einzutreten. Während der gesamten Schulzeit gibt es Ergänzungsstunden, die einzelne Fächer vertiefen, besondere Förderung bieten oder der Berufsorientierung dienen.Sekundarstufe II
Die gymnasiale Oberstufe führt den Bildungsgang nach der 10. Klasse fort. Sie ist an Gesamtschulen und Gymnasien einheitlich als dreijährige Oberstufe organisiert. Die 11. Klasse bildet die Einführungsphase, in der neue Fächer und Arbeitsweisen kennengelernt werden. In den Klassen 12 und 13 folgt die Qualifikationsphase, in der die Leistungen für das Abitur zählen. Der Abschluss erfolgt durch die Abiturprüfung, deren Anforderungen landesrechtlich festgelegt sind. Zusätzlich kann in dieser Zeit der schulische Teil der Fachhochschulreife erworben werden. Der reguläre Abschluss nach der 13. Klasse ist das Abitur beziehungsweise die allgemeine Hochschulreife.Gesamtschule – Bedeutung für die Pädagogik
An der Gesamtschule steht die Idee des gemeinsamen Lernens im Vordergrund, unterstützt durch einen einheitlichen organisatorischen Rahmen. Ziel ist es, die Lernbedingungen zu verbessern und allen Schülern den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen zu ermöglichen. Gleichzeitig soll soziale Selektion reduziert werden. Die Leistungen der Lernenden werden fortlaufend beobachtet, um am Ende den passenden Schulabschluss zu vergeben – anders als am Gymnasium, wo von Beginn an auf das Abitur hingearbeitet wird. Statt Sitzenbleiben gibt es an der Gesamtschule gezielte Förderkurse, die beim Aufholen und Vertiefen helfen.Gesamtschule – Kritik
Kritiker bemängeln, dass an Gesamtschulen oft relativ große Klassenverbände bestehen, was die individuelle Förderung erschwert. Zudem gibt es diese Schulform nicht überall und nicht in allen Bundesländern, sodass der Zugang regional eingeschränkt ist. Manche befürchten, dass schwächere Schüler überfordert werden, während leistungsstarke Kinder nicht genug gefordert werden.Quellen
Kultusministerium Hessen
Schulministerium Nordrhein-Westfalen