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Gruppen sind ein zentraler Bestandteil des sozialen Lebens von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. In ihnen lernen Menschen, miteinander zu kommunizieren, Konflikte zu bewältigen und gemeinsame Ziele zu verfolgen. Dabei entstehen bestimmte Rollen, die jedes Gruppenmitglied auf seine Weise prägt. Diese sogenannten Gruppenrollen sind jedoch nicht festgelegt, sondern entwickeln sich dynamisch aus dem Zusammenspiel der Persönlichkeiten, Themen und Situationen. Gerade in der Pädagogik spielen sie eine wichtige Rolle, da sie Orientierung geben, aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Im Folgenden wird dargestellt, wie Gruppenrollen entstehen, wirken und pädagogisch begleitet werden können.
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Was sind Gruppenrollen?
In einer Gruppe schließen sich mehrere Menschen zusammen, weil sie sich miteinander verbunden fühlen oder ein gemeinsames Ziel verfolgen. Durch das tägliche Miteinander entstehen nach und nach verschiedene Aufgaben und Verantwortlichkeiten – diese nennt man Gruppenrollen. Solche Rollen entwickelt die Gruppe von selbst, sie werden nicht von außen festgelegt. Damit Rollen entstehen können, braucht die Gruppe ausreichend Zeit, Freiraum und eine gute Begleitung. Welche Rollen entstehen, hängt stark vom Thema der Gruppe, den Persönlichkeiten der Mitglieder und von der Zusammensetzung der Gruppe ab. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist erkennbar, dass sie bewusst andere Rollen ausprobieren, als sie zum Beispiel zu Hause, im Verein oder in einer anderen Gruppe einnehmen. So entdecken sie neue Seiten an sich selbst und lernen unterschiedliche Verhaltensweisen kennen.
Pädagogische Perspektive auf klassische Gruppenrollen
In der Gruppenpädagogik werden Gruppen und ihre Dynamik gezielt betrachtet, indem die unterschiedlichen Rollen der Mitglieder beschrieben und eingeordnet werden. Dabei hat sich kein einheitliches Konzept durchgesetzt, sondern es gibt verschiedene Modelle, die seit den 1940er-Jahren entwickelt und erforscht wurden. Aus den meisten Ansätzen lassen sich jedoch typische Rollen erkennen, zum Beispiel der Anführer, der Kritiker oder der Vermittler.
Ein bekanntes Modell ist das Rangdynamik-Modell nach Schindler. Es unterscheidet die Position des Alpha, der eine Führungsrolle einnimmt, die Gefolgschaft des Gamma, die kritische Gegenstimme des Omega und die neutrale Expertenrolle des Beta.
Ein anderes, ebenfalls häufig genutztes Konzept stammt von Belbin. Hier werden neun verschiedene Teamrollen beschrieben, die von kreativen Neuerern über disziplinierte Umsetzer bis hin zu kommunikativen Koordinatoren reichen. Auch Teamarbeiter, die das Klima in der Gruppe stärken, oder Perfektionisten, die an Details feilen, spielen eine wichtige Rolle.
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Typische Gruppenrollen in der Pädagogik
In der Pädagogik werden Gruppenrollen oft kritisch betrachtet, da sie schnell negativ bewertet werden. Dennoch helfen sie, typische Verhaltensmuster in Gruppen sichtbar zu machen und zu verstehen. Besonders im Umgang mit Kindern und Jugendlichen wird deutlich, dass bestimmte Rollen immer wieder auftreten – sei es bewusst gewählt oder unbewusst übernommen. Manche Rollen, wie die Leitfigur oder der Organisator, tragen aktiv zum Gelingen der Gruppe bei. Andere Rollen, etwa der Clown oder der Außenseiter, können zwar für die Gruppe herausfordernd sein, eröffnen aber wichtige pädagogische Zugänge, um Kinder in ihrem Verhalten zu verstehen und zu unterstützen.
| Rolle | Beschreibung | Beispiel |
| Leitfigur | Handelt kompetent und zielführend, kann auch unfreiwillig in diese Rolle gelangen, unterstützt durch ihre Stärken | Klassensprecher, der Verantwortung übernimmt |
| Clown | Sorgt mit Humor für gute Stimmung, will Aufmerksamkeit, lenkt manchmal vom Ziel ab | Klassenclown, der mit Späßen die Gruppe unterhält |
| Außenseiter | Gehört zur Gruppe, beteiligt sich aber wenig am Prozess, fühlt sich unsicher | Schüler, der zwar in der Klasse ist, aber kaum Ansprache findet |
| Meinungsmacher | Will Zustimmung und Anerkennung, prägt durch starke Meinungen die Gruppe | Jugendlicher, der immer die Richtung vorgibt und sich bestätigt fühlen muss |
| Mitläufer | Schließt sich dem Meinungsmacher an, sucht Sicherheit und Vorhersehbarkeit | Kind, das stets denselben Freund unterstützt, egal worum es geht |
| Vermittler | Klärt Konflikte, sucht Harmonie, kann Spannungen schwer ertragen | Schüler, der zwischen zwei streitenden Freunden vermittelt |
| Organisator | Plant Abläufe, koordiniert Aufgaben, bleibt oft im Hintergrund | Jugendlicher, der Ausflüge plant oder den Ablauf bei Projekten strukturiert |
Rolle des Pädagogen im Prozess
Die Rolle des Pädagogen im Gruppenprozess ist besonders bedeutsam, weil er die Dynamik bewusst begleiten und gestalten kann. Dabei ist es wichtig, zwischen der Persönlichkeit eines Kindes und seiner aktuellen Rolle in der Gruppe zu unterscheiden. Rollen, die sich einmal gefestigt haben, lassen sich oft nur schwer auflösen, weshalb ein achtsames Vorgehen notwendig ist. Niemand sollte in eine Rolle gedrängt werden, die für ihn unangenehm ist. Gleichzeitig ist das Ausprobieren unterschiedlicher Rollen ein zentraler Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Pädagogen können diesen Prozess unterstützen, indem sie Verhaltensweisen, Kommunikationsmuster und Interaktionen gezielt beobachten und regelmäßig mit den Kindern reflektieren. Durch die Förderung individueller Stärken und den Einsatz von Methoden wie Rollenspielen oder Teambuilding-Aktivitäten können Rollen flexibler gestaltet und die Zusammenarbeit in der Gruppe nachhaltig gestärkt werden.

So verändern sich Gruppenrollen in der Pädagogik
Gruppenrollen sind keine starren Muster, sondern verändern sich ständig durch äußere und innere Einflüsse. Welche Rolle ein Kind oder Jugendlicher in einer Gruppe einnimmt, hängt zum einen vom Thema ab, mit dem sich die Gruppe beschäftigt. So kann jemand bei kreativen Aufgaben als Ideengeber auftreten, während er sich bei sportlichen Aktivitäten eher zurückhält. Zum anderen spielen materielle oder organisatorische Ressourcen eine Rolle: Wer Zugang zu wichtigen Materialien oder Informationen hat, kann kurzfristig eine zentrale Position in der Gruppe gewinnen.
Schließlich beeinflusst auch die Gruppenkonstellation, welche Rollen entstehen und wie sie ausgefüllt werden. Manche Rollen wie Anführer, Kritiker oder Vermittler entwickeln sich erst durch das Zusammenspiel verschiedener Mitglieder. Gerade in pädagogischen Kontexten bietet dieser Wandel die Chance, dass Kinder und Jugendliche neue Rollen ausprobieren, aus vertrauten Mustern heraustreten und so ihre sozialen und persönlichen Kompetenzen erweitern.
Chancen und Risiken von Gruppenrollen in der Pädagogik
Eine große Chance von Gruppenrollen liegt darin, dass Kinder und Jugendliche durch unterschiedliche Rollen soziale Erfahrungen sammeln und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln können. Wer verschiedene Positionen ausprobiert – etwa als Leitfigur, Organisator oder Vermittler – lernt Verantwortung zu übernehmen, Kommunikation zu gestalten und Konflikte konstruktiv zu lösen. Rollen geben außerdem Orientierung und Sicherheit, weil sie den Gruppenprozess strukturieren und die Zusammenarbeit erleichtern.
Auf der anderen Seite können manche Rollen negativ belegt sein oder einseitig festgelegt werden, sodass Kinder und Jugendliche in bestimmte Muster gedrängt werden. Ein Außenseiter oder Clown etwa kann in seiner Rolle verharren und so wenig Chancen haben, andere Fähigkeiten zu entfalten. Dadurch kann es zu Ausgrenzung, mangelnder Selbstwirksamkeit oder einseitiger Persönlichkeitsentwicklung kommen. Hinzu kommt, dass starre Rollenverteilungen Konflikte verstärken und das Erreichen gemeinsamer Ziele behindern können.
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Stellenwert in der Zukunft
Gruppenrollen werden auch in Zukunft einen hohen Stellenwert in der pädagogischen Arbeit behalten, da soziales Lernen und gemeinsames Handeln zentrale Bestandteile der Erziehung und Bildung bleiben. Kinder und Jugendliche wachsen in einer Welt auf, die von Teamarbeit, Kooperation und gemeinschaftlichem Problemlösen geprägt ist. Das bewusste Erleben und Ausprobieren verschiedener Rollen bereitet sie darauf vor, flexibel auf unterschiedliche Situationen im späteren Leben zu reagieren.
Dabei wird es für Pädagogen noch wichtiger, Gruppenprozesse sensibel zu begleiten. Durch gezielte Beobachtung und Reflexion können sie verhindern, dass Kinder in starre oder negative Rollen gedrängt werden. Gleichzeitig eröffnen neue pädagogische Konzepte, etwa aus der inklusiven Bildung oder der interkulturellen Arbeit, weitere Möglichkeiten, Rollenvielfalt bewusst zu nutzen.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Pädagogik gibt es bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Stellenangebote als Erzieher, Jobs als pädagogische Fachkraft und Lehrkraft-Jobs.
- Normen und Rollen in einer Gruppe, https://www.bpb.de/... (Abrufdatum: 13.11.2025)
- 9 Teamrollen nach Belbin: Alle Infos, https://www.personio.de/... (Abrufdatum: 13.11.2025)








