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Montessori ist weltweit im Rahmen der Montessori-Pädagogik für die reformpädagogischen Ansätze bekannt. Diese stellt das Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten, Interessen und seinem natürlichen Lernwillen konsequent in den Mittelpunkt. Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder selbstständig, verantwortungsvoll und im eigenen Tempo lernen können – begleitet, aber nicht gelenkt von Pädagogen. Dieses alternative Bildungskonzept findet dabei auch Verbreitung in Kindergärten und Schulen in Deutschland. Der folgende Artikel wirft einen Blick auf Ursprung, Prinzipien und Umsetzung von Montessori.
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Was ist Montessori?
Die Montessori-Pädagogik ist ein weltweit anerkanntes Bildungskonzept, das auf der Arbeit Maria Montessoris basiert. Ihr Ansatz stellt das Kind in den Mittelpunkt: Es gilt als aktiver Gestalter seiner Entwicklung, das mit angeborenem Lernwillen seine Umwelt erkundet. Ziel ist es, Kinder zu selbstständigen, verantwortungsvollen und sozial denkenden Menschen zu erziehen.
Im Alltag bedeutet das: Kinder lernen in vorbereiteten Umgebungen, Montessori-Lernwelten, mit speziell entwickelten Materialien, die zum eigenständigen Arbeiten anregen. Die Pädagogen begleiten diesen Prozess unterstützend – ohne zu bevormunden. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist dabei nicht nur ein Leitspruch, sondern pädagogischer Teil der Montessori-Erziehung.
Das Montessori-Konzept fördert Unabhängigkeit, Eigenverantwortung und konzentriertes Arbeiten – und zwar im eigenen Tempo des Kindes. Dabei wird jedes Kind als einzigartig betrachtet, das individuelle Interessen und Stärken mitbringt. In Deutschland setzen einige Kitas und Schulen auf dieses alternative Bildungskonzept, das Lernen nicht als Pflicht, sondern als natürliche Entfaltung versteht.
Wer war Maria Montessori?
Maria Montessori, geboren im Jahr 1870, war eine der ersten Frauen Italiens, die ein Medizinstudium erfolgreich abschloss. Als Ärztin arbeitete sie zunächst mit Kindern mit geistigen Behinderungen und entwickelte dabei ein tiefes Interesse an deren Lernprozessen. Ihre Beobachtungen führten sie zu der Erkenntnis, dass Kinder am besten in einer Umgebung lernen, die ihre natürliche Neugier und Selbstständigkeit fördert.
Im Jahr 1907 eröffnete sie in einem Armenviertel Roms das erste „Casa dei Bambini“ (Kinderhaus). Dort setzte sie ihre pädagogischen Ideen in die Praxis um und entwickelte spezielle Lernmaterialien, die Kindern helfen sollten, durch eigene Erfahrungen zu lernen. Die positiven Ergebnisse ihrer Arbeit erregten international Aufmerksamkeit und legten den Grundstein für die Montessori-Pädagogik.
Montessori betonte die Bedeutung der Freiheit des Kindes innerhalb einer vorbereiteten Umgebung und sah den Erzieher als Beobachter und Unterstützer des kindlichen Lernprozesses. Ihre Methoden basieren auf Respekt vor der Individualität jedes Kindes und der Förderung seiner Selbstständigkeit. Maria Montessori verstarb am 6. Mai 1952 in den Niederlanden, doch ihre pädagogischen Prinzipien leben in zahlreichen Bildungseinrichtungen weltweit weiter.
Montessori – Grundlagen und Umsetzung
Die Montessori-Pädagogik beruht auf klaren Grundsätzen: Jedes Kind bringt einen inneren Bauplan mit und lernt am besten aus eigenem Antrieb. Die Freiheit, selbst zu entscheiden, womit, wann und wie lange es sich beschäftigt, steht im Zentrum. Diese Freiheit ist jedoch eingebettet in eine klare Struktur und Verantwortung.
Die Umsetzung erfolgt in einer „vorbereiteten Lernwelt“. Möbel, Materialien und Abläufe sind kindgerecht und regen zur selbstständigen Arbeit an. Speziell entwickelte Lernmaterialien, das Montessori-Material, fördern Konzentration, Ordnungssinn und Sinneswahrnehmung. Lehrer verstehen sich hier nicht als Wissensvermittler, sondern als aufmerksame Begleiter.
Ziel ist es, das Kind in seiner Entwicklung zur Selbstständigkeit und Selbstdisziplin zu unterstützen. Dabei spielt die Beobachtung eine zentrale Rolle: Nur wer genau hinsieht, kann die richtigen Impulse geben – oder bewusst zurückhaltend bleiben. Montessori setzt auf Vertrauen in die Kompetenzen des Kindes und auf einen respektvollen, achtsamen Umgang.
Verbreitung und Anerkennung der Montessori-Pädagogik in Deutschland
Die Montessori-Pädagogik ist in Deutschland fest verankert und findet sich in über 1.000 Bildungseinrichtungen wieder – von Kinderkrippen und Kindergärten bis hin zu Grund- und weiterführenden Schulen. Getragen werden sie meist von freien Trägern wie Elterninitiativen oder gemeinnützigen Vereinen.
Während viele Montessori-Schulen als staatlich genehmigte Ersatzschulen geführt werden, gibt es auch einige staatlich anerkannte Einrichtungen. Besonders stark ist die Verbreitung in städtischen Regionen, in denen alternative Bildungsangebote gefragt sind. Auch politisch und gesellschaftlich wächst das Interesse an reformpädagogischen Ansätzen, dennoch gibt es keine bundesweit einheitliche Förderung. Montessori-Einrichtungen bieten damit einen anerkannten, aber meist privat organisierten Bildungsweg, der Kinder individuell fördert und auf Selbstständigkeit ausrichtet.
Montessori-Material
Ein zentrales Element der Montessori-Pädagogik ist das speziell entwickelte Lernmaterial. Es wurde von Maria Montessori selbst entworfen, um Kindern ein selbstständiges, entdeckendes Lernen zu ermöglichen. Jedes Montessori-Material verfolgt einen konkreten Lernzweck – etwa im Bereich Sprache, Mathematik oder Sensorik – und ist so aufgebaut, dass Kinder eigenständig Fehler erkennen und korrigieren können. Dieses Prinzip der „Fehlerkontrolle“ stärkt das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und fördert die Unabhängigkeit.
Besonders ist auch die Materialästhetik: Die Materialien bestehen meist aus Holz, sind übersichtlich gestaltet und sprechen gezielt die Sinne an. So lernen Kinder nicht abstrakt, sondern praktisch. Dabei geht es nicht nur um Wissenserwerb, sondern auch um Ordnung, Konzentration und Ausdauer.7
Ziel ist es, den natürlichen Lerntrieb zu unterstützen und Kindern Raum zu geben, ihre Fähigkeiten im eigenen Tempo zu entfalten.
Montessori- Bildungsumgebung
Die Montessori-Pädagogik bietet Bildungsumgebungen für verschiedene Altersstufen, die jeweils auf die spezifischen Entwicklungsbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmt sind. Hierzu gehören folgende Stufen und Schwerpunkte:
Frühe Kindheit (0 bis 6 Jahre): In Montessori-Kinderhäusern wird die Selbstständigkeit der Kinder durch eine vorbereitete Umgebung gefördert. Hier lernen sie durch praktische Tätigkeiten und sensorische Materialien, ihre Umwelt zu verstehen und sich darin zurechtzufinden.
Grundschule (6 bis 12 Jahre): Der Fokus liegt auf der Entwicklung von sozialen Fähigkeiten und dem Erwerb von Wissen durch selbstbestimmtes Lernen. Altersgemischte Klassen ermöglichen es den Kindern, voneinander zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.
Sekundarstufe (12 bis 18 Jahre): In dieser Phase werden Jugendliche ermutigt, ihre Interessen zu vertiefen und eigenverantwortlich zu arbeiten. Praktika und Projekte fördern die Verbindung zwischen Theorie und Praxis.
Montessori-Schulen sind in Deutschland in der Regel staatlich genehmigte Ersatzschulen. Das bedeutet, dass Schüler ihre Abschlüsse, wie Hauptschulabschluss, Mittlere Reife oder Abitur, oft als externe Prüflinge an staatlichen Schulen ablegen müssen. Einige Montessori-Schulen sind jedoch staatlich anerkannt und dürfen eigene Abschlussprüfungen durchführen.
Vergleich zwischen Montessori- und Regelschulen
Da Montessori-Einrichtungen im Vergleich zu Regelschulen üblicherweise einen anderen Lernfokus setzen, zeigen sich hier einige Unterschiede in der Ausgestaltung. Die nachfolgende Tabelle bietet daher eine vergleichende Übersicht.
| Aspekt | Montessori-Schule | Regelschule |
| Unterrichtsform | Freiarbeit, individuelle Lernpläne | Frontalunterricht, fester Lehrplan |
| Lernmaterialien | Speziell entwickeltes Montessori-Material | Standardisierte Lehrbücher und Materialien |
| Rolle der Lehrkräfte | Beobachter und Begleiter | Wissensvermittler und Autoritätsperson |
| Altersmischung | Altersgemischte Gruppen | Jahrgangsklassen |
| Bewertungssystem | Individuelle Rückmeldungen, keine klassischen Noten | Notensystem, Zeugnisse |
| Abschlüsse | Staatliche Abschlüsse möglich, teils jedoch externe Prüfungen | Staatliche Abschlüsse innerhalb der Schule |
Montessori – Kritik
Kritik an Maria Montessori wird unter anderem aufgrund problematischer Aussagen und Verbindungen geübt. In ihren frühen Werken, insbesondere in der „Antropologia pedagogica“ von 1910, bezog sie sich auf eugenische Theorien und differenzierte zwischen „höher- und minderwertigen“ Rassen. Diese Auffassungen standen in direktem Zusammenhang mit der damals weit verbreiteten Eugenik, die die vermeintliche Überlegenheit bestimmter Menschengruppen propagierte.
Zudem suchte Montessori Unterstützung bei autoritären Regimen, wie dem Faschismus Mussolinis, um ihre Pädagogik zu etablieren. Sie betrachtete das italienische Mussolini-Regime als geeignet, ihre Erziehungsideen zu verbreiten und strebte sogar die Gründung von Montessori-Schulen unter der Schirmherrschaft des Faschismus an.
In der pädagogischen Praxis wiederum wird der starke Fokus auf Struktur und Ordnung kritisiert. Der hohe Grad an Selbstdisziplin, den die Montessori-Methode fordert, könnte das kindliche Bedürfnis nach freiem Spiel und kreativer Entfaltung einschränken. Es wird argumentiert, dass diese Form der Erziehung das Kind zu sehr in eine produktive Richtung drängt und dabei die Entwicklung von Fantasie und ungebundenem Spiel vernachlässigt. Diese Kritikpunkte werfen einen Schatten auf die sonst positiv bewertete Individualität und Selbstständigkeit, die Montessori zu fördern versucht.
Ein weiterer kritischer Punkt betrifft die eingeschränkte soziale Durchmischung an vielen Montessori-Einrichtungen. Da viele Montessori-Schulen und -Kitas in freier Trägerschaft organisiert sind und teilweise Schulgeld verlangen, ist der Zugang für Familien aus einkommensschwächeren Verhältnissen begrenzt. Kritiker sehen darin ein Hindernis für Bildungsgerechtigkeit und eine Verstärkung sozialer Ungleichheit.
Zudem werfen einige Pädagogen der Montessori-Methode vor, sie sei nicht für alle Kinder gleichermaßen geeignet. Besonders Kinder mit höherem Bedürfnis nach Struktur oder mit besonderen Förderbedarfen könnten in einem stark selbstorganisierten Lernumfeld überfordert sein. Auch der weitgehende Verzicht auf klassische Noten und Prüfungen wird kritisch gesehen, da Schüler dadurch unter Umständen unzureichend auf die Anforderungen des regulären Schulsystems oder auf externe Abschlussprüfungen vorbereitet werden. Trotz des emanzipatorischen Anspruchs steht die Montessori-Pädagogik somit immer wieder in der Diskussion, wie inklusiv und alltagsnah ihre Umsetzung tatsächlich ist.
Stellenangebote
Montessori – Arbeiten mit der Montessori-Pädagogik
Wer in einer Montessori-Einrichtung arbeiten möchte, benötigt spezifische Qualifikationen. Ein abgeschlossenes Studium im Bereich Pädagogik oder ein verwandtes Fach ist Voraussetzung. Zusätzlich ist eine Montessori-spezifische Ausbildung erforderlich, die in der Regel berufsbegleitend erfolgt und mit einem Diplom abschließt. Diese findet einmal in der Woche oder an Wochenenden statt und dauert circa eineinhalb bis zwei Jahre. Der Lehrgang umfasst dabei circa 300 Unterrichtsstunden (á 45 Minuten) mit einschließlich zehn Hospitationen. Die Ausbildung vermittelt tiefgehende Kenntnisse der Montessori-Pädagogik und befähigt Fachkräfte dazu, die Prinzipien in der Praxis anzuwenden.
Die Montessori-Ausbildung ist hierbei auf verschiedene Altersstufen zugeschnitten. Sie umfasst die frühe Kindheit, in der der Fokus auf der sensomotorischen und sozialen Entwicklung der Kinder liegt. In der Primarstufe wird die Pädagogik dafür angewendet, Kindern ein selbstständiges und aktives Lernen zu ermöglichen. In der Sekundarstufe liegt der Schwerpunkt auf der Förderung von Eigenverantwortung und Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener.
Beruflich eröffnen sich nach Abschluss der Montessori-Ausbildung verschiedene Möglichkeiten. Fachkräfte können als Lehrkraft in Montessori-Schulen arbeiten, in der frühkindlichen Betreuung tätig werden oder als Dozenten ihr Wissen in Fort- und Weiterbildungen weitergeben.
Passende Jobs in der Pädagogik
Passende Jobs im sozialen Bereich findet man bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Jobs als Kindheitspädagoge, Stellen als Pädagoge und Jobs als Waldpädagoge.
- Grundlagen der Montessori-Pädagogik, https://www.emile-montessori.de/... (Abrufdatum: 22.08.2025)
- Montessori-Basis-Diplomlehrgang, https://deutsche-montessori-vereinigung.de/... (Abrufdatum: 22.08.2025)
- Maria Montessori: Pionierin der Montessori-Pädagogik, https://ganzkind.de/... (Abrufdatum: 22.08.2025)
- Die dunkle Seite der Maria Montessori, https://www.deutschlandfunkkultur.de/... (Abrufdatum: 22.08.2025)
- Maria Montessori, https://monte-muenchen.de/... (Abrufdatum: 22.08.2025)








