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Lehren gehört zu den grundlegenden Tätigkeiten innerhalb von Bildungsprozessen und spielt eine zentrale Rolle in pädagogischen und sozialen Handlungsfeldern. Es beinhaltet dabei nicht nur die reine Vermittlung von Inhalten, sondern auch die aktive Gestaltung von Lernprozessen. Die Bedeutung des Lehrens reicht dementsprechend weit über klassische Unterrichtssituationen hinaus. Es handelt sich um eine komplexe Interaktion zwischen Lehrenden, Lernenden und Inhalten, die durch methodisches, konzeptionelles und psychologisches Wissen geprägt ist.
In einer zunehmend dynamischen Bildungslandschaft, die sowohl analog als auch digital stattfindet, gewinnt Wissen über die genauen Prozesse des Lehrens weiter an Relevanz. Dieser Artikel beleuchtet das Konzept des Lehrens aus verschiedenen Perspektiven und stellt zentrale Grundlagen, Umsetzungsformen und Bedeutungen für die pädagogische Praxis dar.
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Definition
Lehren ist eine zielgerichtete Tätigkeit, die darauf abzielt, Lernprozesse anderer zu beeinflussen. Es handelt sich um den aktiven Versuch, Wissen, Fähigkeiten oder Einstellungen zu vermitteln. Im Zentrum des Lehrens steht der Transfer von Informationen mit dem Ziel, beim Lernenden Erkenntnisprozesse auszulösen. Lehren wird dabei nicht ausschließlich auf schulische oder universitäre Kontexte beschränkt, sondern umfasst auch sämtliche Bildungsprozesse innerhalb und außerhalb institutioneller Strukturen.
Aus kognitionspsychologischer Sicht wird Lehren durch sechs zentrale Funktionen beschrieben. Lernende sollen demnach Motivation, Informationsaufnahme, Verarbeitung, Speicherung, Anwendung sowie Steuerung und Kontrolle mitbringen, um erfolgreich zu lernen.
Hintergrund
Der Begriff „lehren“ lässt sich auf das althochdeutsche Leren bzw. das mittelhochdeutsche „lēren“ zurückführen, das sowohl unterrichten als auch lernen bedeuten konnte. Das gotische laisjan bedeutet übersetzt „wissend machen“ und bildet die etymologische Grundlage. Aus diesem Begriff entstand in der gotischen Sprache auch das Wort lais, was so viel wie „ich weiß“ bedeutet. Die genaue Übersetzung ist: „Ich bin wissend geworden, habe erfahren, habe nachgespürt.“
Lehren - Grundlagen
Lehren erfolgt in unterschiedlichen Formen, die sich in Aufbau, Zielsetzung und methodischer Umsetzung unterscheiden. Klassische Lehrformen umfassen beispielsweise Vorlesungen, Seminare, Übungen, Praktika und Projektseminare. Diese Lehrformen unterscheiden sich darin, für welche Gruppengröße und Art von Inhalten sie sich eignen. Während Vorlesungen typischerweise auf große Gruppen mit hohem Informationsinput zugeschnitten sind, erlauben Praktika und Projektarbeiten eher einen handlungsorientierten Zugang mit Praxisbezug.
Darüber hinaus existieren weitere Lehrformen wie Sprachlernveranstaltungen, Exkursionen, Hospitationen, Praxisseminare oder Tutorien. Digitale Formate wie E-Learnings ergänzen diese Formen zunehmend. Die zentrale Funktion des Lehrens besteht darin, Lernprozesse anzuregen und zu begleiten. Dazu muss der Lehrprozess gezielt gestaltet werden, um Motivation zu erzeugen, kognitive Prozesse anzuregen und eine nachhaltige Verankerung des Wissens zu fördern. Ein wichtiger Teil der Lehre ist auch die Übernahme von Verantwortung für die Planung, Durchführung und Evaluation des Unterrichts oder Bildungsangebotes. Lehrinhalte, Lehrmethoden und Prüfungsformate sollten im Idealfall aufeinander abgestimmt sein, um eine kohärente und effektive Lernumgebung zu schaffen.
Umsetzung
Lehrkonzepte bilden den übergeordneten Rahmen, innerhalb dessen Lehrformen und Methoden eingesetzt werden. Anders als einzelne Methoden, die sich auf eine spezifische Veranstaltung beziehen, umfassen Lehrkonzepte das gesamte didaktische Arrangement eines Semesters. Bekannte Konzepte sind etwa Inverted Classroom, Blended Learning oder problemorientiertes Lernen.
Beim Inverted Classroom (umgedrehter Unterricht) erfolgt die Wissensaneignung durch die Lernenden im Vorfeld, etwa über digitale Materialien, während die gemeinsame Zeit im Unterricht für Vertiefung, Diskussion und Anwendung genutzt wird. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Präsenzzeit für interaktive und kooperative Lernprozesse zu nutzen.
Blended Learning verbindet Präsenzphasen mit digitalen Lerneinheiten und ermöglicht dadurch eine flexible, abwechslungsreiche Gestaltung von Lernprozessen. Es kombiniert die Vorteile beider Formate und fördert sowohl individuelles Lernen als auch gemeinsames Arbeiten.
Problemorientiertes Lernen stellt reale oder realitätsnahe Probleme in den Mittelpunkt, an denen die Lernenden eigenständig oder im Team arbeiten. Dieses Konzept fördert kritisches Denken, Selbstständigkeit und die Anwendung von Wissen auf komplexe Fragestellungen. Die verschiedenen Ansätze lassen sich untereinander kombinieren und ermöglichen eine vielfältige methodische Ausgestaltung.
Darüber hinaus können verschiedene konkrete didaktische Vorgehensweisen innerhalb eines Lehrsettings gewählt werden. Diese können beispielsweise Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Fallstudienanalyse oder projektorientiertes Arbeiten umfassen. Die Wahl der Methode orientiert sich an den formulierten Lernzielen, der Komplexität des Inhalts, sowie den Lernvoraussetzungen der Teilnehmenden. Methoden sollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema anregen und zur Selbsttätigkeit der Lernenden beitragen.
Lehren - Ziele in der Praxis
Lehren ist ein zentrales Instrument für Bildungsprozesse im Sozialwesen wie in der Pädagogik. Es fördert nicht nur die individuelle Entwicklung von Fachwissen und sozialen Kompetenzen, sondern unterstützt auch gesellschaftliche Teilhabe, Integration und berufliche Qualifikation. Eine fundierte Lehrpraxis ist entsprechend die Grundlage dafür, die Zielgruppen bedarfsgerecht zu begleiten. Im sozialen Bereich bedeutet Lehren oft auch, Menschen zur Selbsthilfe zu befähigen oder zur kritischen Reflexion ihrer Lebenssituationen anzuregen.
Lehren - Betrachtung
Aus psychologischer Perspektive gilt Lehren als gezielter Einfluss auf kognitive Prozesse anderer. Die Lernenden sollen dabei zu aktiven Gestaltern ihres Lernprozesses werden. Im Idealfall wird Lehren so angelegt, dass Lernende nach und nach in die Lage versetzt werden, selbstreguliert zu lernen und ihr Wissen auf neue Situationen zu übertragen. Der Perspektivwechsel von der reinen Wissensvermittlung hin zur Ermöglichung von Lernprozessen stellt eine der wichtigsten Entwicklungen von Lehren in der Praxis dar.
Nicht immer gelingt es jedoch, dass Lehrprozesse diesen Idealen im Alltag gerecht werden können. So kann etwa ein zu starker Fokus auf Input und Kontrolle zu passivem Lernen führen. Kritik richtet sich häufig auch an starre, wenig interaktive Lehrformate, die kaum Raum für individuelles Lernen lassen. Andererseits zeigen Forschungsergebnisse, dass eine sorgfältige didaktische Planung, sowie die Kombination aus aktivierenden Methoden und digitalen Elementen maßgeblich zur Steigerung des Lernerfolgs beitragen können.
Bundeszentrale für politische Bildung