Inhaltsverzeichnis
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Definition
Die Pädagogische Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, welches sich mit Prozessen des Lehrens und Lernens beschäftigt. Dabei steht vor allem die Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und Veränderung von menschlichem Erleben und Verhalten in Bildungs- und Lehrsituationen im Fokus.
Pädagogische Psychologie – Geschichte
Historisch gesehen gibt es verschiedene Meilensteine, die zur Entstehung der pädagogischen Psychologie beigetragen haben. Eine wichtige Entwicklung in diesem Bereich war ein Dekret des preußischen Schulministeriums 1824, welches festlegte, dass Schulamtskandidaten des höheren Lehramts neben ihren Unterrichtsfächern auch Kenntnisse in den Bereichen Psychologie und Philosophie mitbringen müssen. Daraufhin wurden an Universitäten die Kapazitäten für eine entsprechende Ausbildung der Lehramtskandidaten an Lehrstühlen für Philosophie geschaffen, wo infolgedessen auch die pädagogische Psychologie gelehrt wurde. Ein weiterer wichtiger Schritt war die erste Ausgabe der „Zeitschrift für Pädagogische Psychologie“ am 15. Januar 1899. Vor allem für ihre Etablierung als empirisches Forschungsgebiet war dies eine wichtige Entwicklung.
Pädagogische Psychologie – Grundlagen
Die Pädagogische Psychologie untersucht das menschliche Lernen auf einer kognitiven, emotionalen und motivationalen Ebene. Dabei werden sowohl individuelle Voraussetzungen wie Intelligenz, Motivation, Interessen oder Fähigkeitsselbstkonzepte betrachtet als auch soziale und kulturelle Einflüsse. Die Disziplin greift dabei auf Grundlagenwissen verschiedener anderer Disziplinen zurück – darunter die Allgemeine Psychologie, die Sozialpsychologie, die Entwicklungspsychologie und die Psychologische Diagnostik.
Von besonderem Interesse ist die Lehrer-Schüler-Beziehung und deren Bedeutung für den Lernerfolg. Auch Aspekte wie die Gestaltung der Lernumgebung und der Einsatz geeigneter Lehrstrategien (zum Beispiel problemorientiertes, darstellendes oder kollaboratives Vorgehen) stehen im Fokus. Pädagogische Psychologen analysieren dabei sowohl schulisches Lernen als auch das informelle Lernen, etwa im Alltag mit Freunden, in der Familie oder im Sportverein.
Einsatz
Wissen aus dem Bereich der pädagogischen Psychologie kann in verschiedensten Kontexten Anwendung finden.
Ganz konkret ist sie an der Erstellung von Messverfahren in der Pädagogik bzw. der Psychologie beteiligt. Ein Beispiel hierfür ist der allseits bekannte PISA-Test, der einen Vergleich von verschiedenen Bildungssystemen ermöglicht. Dabei handelt es sich um einen Kompetenztest, der unter anderem auch von pädagogischen Psychologen entwickelt wurde und die alltags- und berufsrelevanten Kenntnisse fünfzehnjähriger Schüler untersucht.
[INFOBOX_3 icon="fas fa-lightbulb" heading="Pädagogische Psychologen in der Forschung" text='In der Pädagogischen Psychologie wird viel geforscht, unter anderem zur Förderung im frühkindlichen Bereich, zur Schul- und Hochschulpädagogik, sowie in der Kindheitspädagogik und der Erwachsenenbildung. Ein wesentliches Konzept ist dabei die evidenzbasierte Entwicklung und Evaluation von Unterrichtsstrategien und Lernumgebungen.']
Pädagogische Psychologie – Praxis
Die pädagogische Psychologie findet auch in der Praxis im sozialen und pädagogischen Bereich Anwendung. Im schulischen Kontext beschäftigen sie sich mit verschiedenen Fragestellungen zu Lernprozessen. Dies kann zum Beispiel Fragen zum Leseverständnis beinhalten sowie die bestmögliche Unterstützung von Schülern mit Problemen in diesem Bereich.
Auch in der Arbeit von Familientherapeuten spielt die pädagogische Psychologie eine wichtige Rolle und kann sich positiv auf den Therapieverlauf auswirken, da pädagogische Lernprozesse oftmals ein wichtiger Teil von Familiendynamiken sind. In der Prävention sind Erkenntnisse aus dem Bereich der pädagogischen Psychologie ebenfalls wichtig, wobei sowohl die familienbezogene, die psychotherapeutische und die bindungsbezogene Prävention auf Wissen aus diesem Feld zurückgreifen.
Pädagogische Psychologie – Ziele
Ziel der Pädagogischen Psychologie ist es, durch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse die Qualität von Lehr- und Lernprozessen zu verbessern. Dies betrifft sowohl die individuelle Förderung von Lernenden als auch die Weiterentwicklung von Unterrichts- und Bildungssystemen insgesamt. Auch die Gestaltung inklusiver, gerechter und effizienter Lernumgebungen zählt zu den zentralen Anliegen. Um dies erfolgreich umzusetzen, sollen Lehrkräfte bei der Gestaltung einer positiven Lernumgebung unterstützt werden.
Für die Pädagogik hat der Fachbereich das Ziel, eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für den praktischen Alltag zu ermöglichen. Wirtschaftlich betrachtet soll sie eine effizientere Nutzung vorhandener Ressourcen im Bildungsbereich erleichtern.
Betrachtung
Die Pädagogische Psychologie verfolgt eine interdisziplinäre Perspektive und integriert Ansätze aus der Psychologie, Pädagogik, Soziologie und den Bildungswissenschaften. Sie betrachtet Bildungs- und Erziehungsprozesse in formellen wie informellen Kontexten, national wie international. Als dynamisches Forschungsfeld unterliegt sie kontinuierlichem Wandel und reagiert auf gesellschaftliche Veränderungen wie Digitalisierung, Migration oder Inklusion. In der Kritik steht bisweilen eine zu starke Orientierung an messbaren Leistungen, was durch eine stärkere Berücksichtigung affektiver und sozialer Aspekte des Lernens ausgeglichen werden soll.