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Partizipation im Kindergarten setzt auf die Teilhabe, Mitbestimmung und Beteiligung aller Kinder und fördert demokratisches Denken und Selbstständigkeit. Sie stärkt das Verantwortungsbewusstsein, die sozialen Kompetenzen und die Fähigkeit, Entscheidungen reflektiert zu treffen.
Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Grundlagen, Formen, Methoden und Stufen der Partizipation von Kindern.
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Partizipation – Definition
Partizipation in der Pädagogik bezeichnet die aktive Beteiligung und Mitbestimmung von Kindern an Entscheidungen, die sie selbst und ihr Lebensumfeld unmittelbar betreffen. Im Mittelpunkt steht das Kind mit seinen individuellen Interessen, Stärken und Bedürfnissen. Kinder sollen ihre Meinung äußern, eigene Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen können. Ziel ist die Förderung selbständiger, verantwortungsbewusster und sozial kompetenter Persönlichkeiten sowie die Entwicklung eines grundlegenden demokratischen Verständnisses.
Damit Partizipation im Kindergarten und in pädagogischen Einrichtungen erfolgreich wirkt, muss die Beteiligung der Kinder an Entscheidungen stets im Mittelpunkt stehen. In Kindertageseinrichtungen bedeutet dies, dass Erwachsene bereit sind, Verantwortung zu teilen und bewusst einen Teil ihrer Entscheidungsbefugnis abzugeben.
In Deutschland setzen zunehmend Kindertagesstätten und Schulen auf partizipative Ansätze, die Kinder aktiv einbinden, ihre Mitbestimmung stärken und sie frühzeitig in demokratische Entscheidungsprozesse heranführen.
Partizipation in der Pädagogik – Geschichte
Der Begriff Partizipation leitet sich vom lateinischen Wort „participare“ ab, was so viel bedeutet wie „teilnehmen, Anteil haben“. Gemeint ist damit nicht bloße Anwesenheit, sondern aktive Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitbestimmung. In den 1960er- und 1970er-Jahren gewann die Partizipation in der Pädagogik in Westdeutschland durch reformpädagogische Bewegungen zunehmend an Bedeutung. Pädagogen wie Célestin Freinet, Maria Montessori und John Dewey eine Bildung, die selbstbestimmtes Lernen, aktive Beteiligung und demokratische Strukturen ermöglicht.
Seitdem gilt Partizipation als pädagogisches Handlungsprinzip, das Machtungleichgewichte zwischen Fachkräften und Kindern abbaut und demokratische Prozesse erfahrbar macht. Das Recht auf Mitbestimmung ist heute in der UN-Kinderrechtskonvention (Artikel 12), der EU-Grundrechtscharta sowie im Kinder- und Jugendhilferecht (§ 8 SGB VIII) verankert.
Partizipation in der Pädagogik – Grundlagen
Damit Partizipation in der Pädagogik und im Kindergarten gelingen kann, braucht sie klare Rahmenbedingungen und eine reflektierte Haltung der Fachkräfte. Die folgenden Prinzipien bilden die Grundlage einer verantwortungsvollen Beteiligungskultur in Kindertageseinrichtungen und Schulen:
| Grundprinzip | Beschreibung |
| Information | Kinder müssen wissen, worum es geht und wie sie betroffen sind. Eine kindgerechte Aufbereitung von Themen, Zielen und Entscheidungsspielräumen ist Voraussetzung für echte Beteiligung. Nur wer informiert ist, kann sinnvoll mitbestimmen. |
| Transparenz | Beteiligungsprozesse müssen nachvollziehbar und für Kinder verständlich gestaltet werden. Dazu gehören klare Absprachen, sichtbare Regeln und regelmäßige Rückmeldungen über getroffene Entscheidungen. |
| Freiwilligkeit | Partizipation setzt Freiwilligkeit voraus. Kinder dürfen entscheiden, ob und in welchem Umfang sie sich beteiligen möchten. Gleichzeitig tragen Fachkräfte Verantwortung dafür, allen Kindern Zugänge zu Beteiligung zu eröffnen – auch den zurückhaltenden. |
| Verlässlichkeit | Beteiligung verlangt Verbindlichkeit. Wenn Kindern Mitbestimmung zugesagt wird, müssen ihre Beiträge ernst genommen und Ergebnisse transparent umgesetzt werden. Missachtung oder Abbruch von Beteiligungsprozessen ohne Erklärung schwächt das Vertrauen. |
| Individuelle Begleitung | Kinder benötigen je nach Alter, Sprachvermögen und Erfahrung unterschiedliche Formen der Unterstützung. Pädagogische Fachkräfte begleiten und reflektieren Beteiligungsprozesse aktiv, helfen beim Verstehen von Konsequenzen und fördern schrittweise Eigenverantwortung. |
Formen und Methoden der Partizipation
Im pädagogischen Alltag zeigt sich Partizipation in unterschiedlichen Formen und Methoden, die je nach Situation, Thema, Interessen und Altersgruppe variieren können. Die folgende Übersicht stellt die wichtigsten Formen und Methoden der Partizipation dar und zeigt praxisnahe Beispiele, wie Kinder in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen beteiligt werden können.
| Methode | Zusammenfassung | Beispiel |
| Projektbezogene Partizipation | Kinder beteiligen sich aktiv an zeitlich begrenzten Projekten. Sie wirken bei Planung, Durchführung und Auswertung mit. | Kinder planen gemeinsam ein Gartenprojekt, gestalten ein Theaterstück oder organisieren ein Sommerfest. Sie entscheiden über Themen, Materialien und Abläufe. |
| Offene Partizipation | Kinder können sich an allen Entscheidungen freiwillig beteiligen, die sie betreffen. | Kinder bringen Ideen für neue Spielgeräte ein, äußern Wünsche zur Raumgestaltung oder schlagen Regeln für das Miteinander vor. |
| Parlamentarische Partizipation | Gewählte Kindervertreter treffen Entscheidungen für die Gruppe. | Kinder wählen einen Kinderrat oder Gruppensprecher, die regelmäßig Anliegen der Gruppe sammeln und gemeinsam mit den Fachkräften über Lösungen beraten. |

Stufen der Partizipation im Kindergarten
Die Beteiligung der Kinder entwickelt sich in Stufen. Je höher die Beteiligungsstufe, desto mehr Verantwortung und Entscheidungsspielräume übernehmen die Kinder. Die folgende Übersicht zeigt die Stufen der Beteiligung im pädagogischen Alltag und verdeutlicht, wie sich die Qualität der Mitbestimmung entwickeln kann:
| Stufe | Bezeichnung | Beschreibung |
| 1 | Information | Kinder werden über geplante Entscheidungen und Abläufe informiert. |
| 2 | Anhörung | KKinder dürfen ihre Meinung äußern, doch die Entscheidung liegt weiterhin bei den Erwachsenen. |
| 3 | Mitbestimmung | Kinder werden aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen und gestalten diese mit. |
| 4 | Selbstbestimmung als Gruppe | Kinder treffen als Gruppe eigenständig Entscheidungen zu bestimmten Themen. |
| 5 | Individuelle Selbstbestimmung | Einzelne Kinder treffen selbst Entscheidungen, die sie direkt betreffen. |
Partizipation – Bedeutung für die Pädagogik
Partizipation im Kindergarten befähigt Kinder, ihre Lebenswelt aktiv mitzugestalten, und unterstützt sie darin, als eigenständige Persönlichkeiten mit Rechten, Interessen und Fähigkeiten wahrgenommen zu werden. Pädagogische Fachkräfte übernehmen dabei eine zentrale Rolle: Sie schaffen geeignete Rahmenbedingungen, regen Beteiligung an und begleiten Kinder im Prozess der Entscheidungsfindung. Dabei geben sie bewusst einen Teil ihrer Macht ab, um Kindern echte Mitbestimmung zu ermöglichen.
Durch gezielte partizipative Bildungsprozesse lernen Kinder, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und die Perspektiven anderer zu berücksichtigen. Diese Erfahrungen fördern nicht nur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, sondern bilden auch die Grundlage demokratischer Bildung. Kinder erleben im Alltag, was Fairness, Kompromissbereitschaft und Solidarität bedeuten, und entwickeln so soziale und demokratische Handlungskompetenzen. So trägt Partizipation wesentlich dazu bei, demokratische Werte im pädagogischen Alltag lebendig werden zu lassen und Kinder zu verantwortungsbewussten Mitgliedern einer Gemeinschaft zu erziehen.
Partizipation – Kritik
Trotz zahlreicher positiver Effekte gibt es bei der Partizipation auch kritische Aspekte zu beachten. Die praktische Umsetzung stellt hohe Anforderungen an Pädagogen, da Kinder ihre Freiheit nutzen, gleichzeitig aber Struktur und Orientierung benötigen. Ohne klare Regeln oder Grenzen kann das Gefühl von Sicherheit fehlen, insbesondere bei jüngeren oder schüchternen Kindern.
Organisatorisch bedeutet die Durchführung von Kinderkonferenzen, Projekten oder Abstimmungsprozessen einen zusätzlichen Aufwand für die Fachkräfte. Schließlich ersetzt Partizipation allein keine standardisierten Bildungsziele oder curricularen Vorgaben, sondern muss immer in pädagogische Gesamtkonzepte eingebettet werden.
Aus diesen Gründen muss Partizipation in der Pädagogik in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Freiheit, Mitbestimmung und pädagogischer Anleitung gestaltet werden, um allen Kindern eine positive, förderliche Erfahrung zu ermöglichen.
Häufige Fragen
- Was ist Partizipation?
- Was sind die 5 Prinzipien der Partizipation?
- Was sind Beispiele für Partizipation?
Partizipation in der Pädagogik bzw. im Kindergarten bedeutet, dass Kinder aktiv an Entscheidungen beteiligt werden. Sie dürfen ihre Meinung äußern, Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen, wodurch Selbstständigkeit, soziale Kompetenzen und demokratisches Verständnis gefördert werden.
Zu den fünf Prinzipien gehören Information, Transparenz, Freiwilligkeit, Verlässlichkeit und individuelle Begleitung. Sie stellen sicher, dass Kinder nachvollziehen können, worum es geht, freiwillig und sicher Entscheidungen treffen und aktiv am Geschehen teilnehmen. Pädagogische Fachkräfte begleiten die Kinder dabei, unterstützen sie individuell und schaffen eine vertrauensvolle Umgebung.
Beispiele für Partizipation zeigen sich im Alltag der Kinder deutlich. Sie beteiligen sich an Entscheidungen wie der Auswahl von Spielmaterialien, gestalten gemeinsam Projekte wie Garten-, Bastel- oder Theateraktivitäten mit und bringen eigene Ideen ein. Darüber hinaus können Kinder in Kinderkonferenzen oder Gruppensprechertreffen ihre Meinung äußern, Verantwortung übernehmen und aktiv die Gestaltung ihrer Lern- und Lebensumgebung mitbestimmen.
- Partizipation in der Elementarpädagogik, https://www.verwaltung.steiermark.at/... (letzter Zugriff am 23.10.2025)
- Partizipation im Kindergarten – Grundlagen, Methoden und Beispiele, https://www.erzieherin-ausbildung.de/... (letzter Zugriff am 23.10.2025)




