Gestern noch war alles wie gewohnt, doch schon morgen kann die Welt nach einem Schlaganfall oder schweren Autounfall ganz anders aussehen und voller Herausforderungen sein.
Bisher alltägliche Aufgaben wie Kochen, Wäschewaschen, Einkaufen oder Arzttermine können plötzlich eine immense Herausforderung darstellen. Hier genau greifen Alltagsbetreuer Betroffenen in vielerlei Hinsicht unter die Arme. Mit zuverlässiger Unterstützung lässt sich der Lebensalltag wieder meistern, womit Lebensqualität nach dem starken, gesundheitsbedingten Einschnitt zurückkommt.
Wichtige Informationen zur Ausbildung als Alltagsbetreuer, den Arbeitsalltag, Gehaltsaussichten und Karrieremöglichkeiten erläutert der folgende Artikel.
Was macht man als Alltagsbetreuer?
Alltagsbetreuer helfen hilfsbedürftigen Menschen mit diversen Alltagsverrichtungen, um ihnen genau die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen. Zur Zielgruppe gehören aber nicht nur Pflegebedürftige, sondern auch jüngere Menschen mit gesundheitsbedingten Einschränkungen. Pflegerische Aufgaben übernehmen Alltagsbetreuer meistens nur in begrenztem Maße.
Einkaufen, putzen, kochen, waschen, Alltagsbegleitung und Terminwahrnehmung zählen zu zentralen, immer wiederkehrenden Tätigkeiten eines Alltagsbetreuers. Der Unterhaltungs- und Freizeitaspekt wird nicht zu kurz kommen, sodass im Berufsalltag für Abwechslung und Humor gesorgt ist. Oft wird die Arbeit von persönlichen Gesprächen im Sinne des Erfahrungsaustausches begleitet. Nicht vergessen: Es geht um Hilfe zur Steigerung von Lebensqualität, wozu die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zweifelsohne beiträgt.
Wie läuft die Ausbildung als Alltagsbetreuer ab?
Wichtig ist es zu Beginn, die Möglichkeiten und Voraussetzungen im jeweiligen Bundesland zu prüfen. Staatlich anerkannt ist die Ausbildung zum Alltagsbetreuer bislang nur in Baden-Württemberg. Hier ist ein staatlich anerkannter Abschluss möglich, ansonsten handelt es sich oft “nur” um eine berufliche Weiterbildung.
Zugangsvoraussetzungen
Egal, wo sich Interessenten für eine Aus- bzw. Weiterbildung zum Alltagsbetreuer interessieren, ein Schulabschluss ist keine Voraussetzung, wenngleich gegenüber Mitbewerbern sicher ein Vorteil. Bei einigen Lehrgängen zum Alltagsbetreuer kann Berufserfahrung in Form eines Vorpraktikums vorausgesetzt werden. Auf diesem Weg lassen sich wertvolle Praxiserfahrungen sammeln, ob diese Tätigkeit überhaupt zu einem passt.
Dauer und Aufbau
In Baden-Württemberg dauert die Ausbildung zum Alltagsbetreuer zwei Jahre mit insgesamt 960 Unterrichtsstunden in Theorie und 1.600 Stunden in der Praxis. Die praktische Ausbildung stellt somit den Schwerpunkt dar.
Die übrigen Weiterbildungsangebote in anderen Bundesländern umfassen mindestens 160 Stunden Theorieunterricht und ein zweiwöchiges Praktikum. Recherchen zum vor Ort nutzbaren Angebot zeigen am besten, womit Interessenten rechnen können. Was die Dauer angeht, lassen sich meist flexible Modelle in Vollzeit oder in Teilzeit berufsbegleitend wählen.
Zu Ausbildungsorten zählen anerkannte und private Berufsfachschulen, Sonderberufsfachschulen oder diverse Bildungsträger, wobei hier eine Zertifizierung wünschenswert ist.
Inhalte
Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von Kenntnissen, die dazu befähigen, hilfsbedürftige Menschen im Lebensalltag lösungsorientiert unterstützen zu können. Neben Haushaltsarbeit und Alltagsbegleitung kann es auch um kreative Beschäftigungsmöglichkeiten gehen. Im Rahmen der staatlich anerkannten Ausbildung geht es auch um die Fächer Mathe, Deutsch, Recht sowie Hauswirtschaft.
Am Ende der Ausbildung wird eine Prüfung abgelegt, die sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Teil umfasst. Nach erfolgreichem Bestehen bestätigt ein Zertifikat – je nach Anbieter – die Qualifikation als „Betreuungskraft für Demenzkranke nach § 43b, 53c SGB XI“, „Alltagsbetreuer/in gemäß § 43b, 53c SGB XI“, „Fachkraft für Betreuung“ oder „Senioren-Assistent/in“.
Passt die Weiterbildung als Alltagsbetreuer zu mir?
Eine Ausbildung zum Alltagsbetreuer kommt in Frage, wenn …
- Geduld und Empathie als Soft Skills stark ausgeprägt sind.
- Belastbarkeit und Toleranzgrenze ausreichend hoch sind.
- man selber emotionale Distanz wahren kann.
- die Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen Freude bereitet.
Vom Berufsbild “Alltagsbetreuer” ist abzuraten, wenn …
- das Schicksal anderer eine starke Belastung ist.
- die ständige Gesellschaft anderer als anstrengend empfunden wird.
- das eigene Helfer-Gen nicht ausreichend groß ist.
- Haushaltsarbeiten überhaupt keine Perspektive sind.
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Alltagsbetreuer – Gehalt in der Ausbildung
Während der Aus- und Weiterbildung wird kein Gehalt bezahlt. Im Gegenteil: Es fallen im Regelfall Kosten an, die zukünftige Arbeitgeber aufgrund des Fachkräftemangels für eine langfristige Perspektive oft übernehmen. Im Einzelfall ist im Jobcenter zu prüfen, welche Fördermaßnahmen für die Kostenübernahme zur Verfügung stehen. Wer die Weiterbildung berufsbegleitend absolviert, kann mit seinem festen Gehalt rechnen.
Alltagsbetreuer – Gehalt im Berufsleben
Da dieses Berufsbild noch relativ jung ist und keine bundesweit einheitlichen Regelungen bestehen, sind noch keine belastbaren Gehaltsdaten nutzbar. Hinzu kommt, dass regionale Unterschiede hier stärker ins Gewicht fallen. In Baden-Württemberg können staatlich anerkannte Alltagsbetreuer mit einem höheren Verdienst rechnen.
Das Einstiegsgehalt als Alltagsbetreuer liegt meistens bei ca. 2.200 Euro brutto pro Monat, mit zunehmender Erfahrung und ggf. einer Zusatzqualifikation kann es auf über 3.000 Euro brutto pro Monat steigen.
Wie sieht das Berufsleben als Alltagsbetreuer aus?
Meistens ist der Alltag durchorganisiert mit festen Routinen, die für Verlässlichkeit stehen. Hilfsbedürftige Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass sie mit Unterstützung im Haushalt, bei Behördengängen oder in der Freizeit rechnen können.
Wo kann man als Alltagsbetreuer arbeiten?
Zu den häufigsten, potenziellen Arbeitgebern von Alltagsbetreuern gehören die folgenden:
- Soziale Einrichtungen
- Ambulante Pflegedienste
- Altenheime
- Behinderteneinrichtungen
- Kinderkliniken
- Kindertageseinrichtungen
- Tages- oder Kurzzeitpflege
Arbeitszeiten
Oft werden die Arbeitszeiten von Alltagbetreuern im Rahmen eines Bürojobs liegen, aber nicht immer. Auch Schichtarbeit und Wochenendarbeit werden je nach Hilfsbedürftigkeit auf Alltagsbetreuer zukommen. Durch unterschiedliche Anforderungen und häufig auch Teilzeitanstellungen in diesem Bereich können die Arbeitszeiten schwanken.
Entscheidend ist, was im Arbeitsvertrag vereinbart wurde, auch mit Blick auf die Vergütung etwaiger Überstunden oder einen Ausgleich durch Freizeit.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Alltagsbetreuer?
Die Berufsperspektiven sind durch den Fachkräftemangel und somit die hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt als nachhaltig gut einzustufen. Überall dort, wo Fachkräfte in Pflege und Betreuung fehlen, können Alltagsbetreuer einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Es ist zu erwarten, dass dieses noch recht neue Berufsbild in Zukunft stärker vereinheitlicht wird, was die Anerkennung und vor allem die länderübergreifende Stellensuche als Alltagsbetreuer vereinfachen sollte. Die Chancen sind auch in finanzieller Hinsicht gut, da viele Arbeitgeber die Aus- oder Weiterbildungskosten tragen.
Durch geringe Einstiegshürden ist diese Tätigkeit auch ideal für alle, die keinen Schulabschluss haben oder sich schnell eine berufliche Neuausrichtung in einem perspektivenreichen Zukunftsmarkt wünschen. Quereinsteiger können diese Tätigkeit nutzen, um im sozialen Bereich Fuß zu fassen und dann mittels Fortbildung die nächsten Karriereschritte anzuvisieren.
Fort- und Weiterbildung
Um aus der Arbeitslosigkeit heraus als Alltagsbetreuer wieder durchzustarten, sind Fördermöglichkeiten zu ergründen. Perspektivisch besteht die Möglichkeit, mit weiterer Fortbildung die Verdienst- und Karrierechancen auszuweiten. Denkbar wäre etwa eine Ausbildung im Pflegebereich, die mittlerweile generalistisch organisiert ist und somit viele Berufsperspektiven eröffnet.
Mit einem Schulabschluss und Berufserfahrung im Gepäck spricht auch nichts gegen ein (berufsbegleitendes) Studium im Bereich Gesundheitsökonomie oder Pflegemanagement / Pflegewissenschaft. Mit einem solch gefragten Abschluss wird es möglich sein, mehr (Personal)verantwortung zu übernehmen und sich auch im gut bezahlten Managementbereich für Aufgaben zu qualifizieren.
Passende Jobs
Passende Jobs rund um die Betreuung von Menschen gibt es bei Sozialkarriere. Hier gibt es Jobs als Alltagsbetreuer, Jobs als Alltagsbegleiter und Jobs als Sozialbetreuer.