Gemeindepädagogen sind pädagogisch und theologisch qualifizierte Fachkräfte, die kirchliches Leben in der Gesellschaft aktiv mitgestalten. Sie arbeiten mit Menschen aller Altersgruppen in Gemeinden und in Kirchenbezirken. Der Beruf verbindet Seelsorge, Bildung und soziale Arbeit und richtet sich insbesondere an Personen, die im kirchlichen Kontext pädagogisch wirken möchten. Die Tätigkeit ist vielfältig, sinnstiftend und nah an den Lebensrealitäten der Menschen. Je nach Landeskirche ist die Tätigkeit als Gemeindepädagoge auch der des Diakons gleichgestellt.
Was macht man als Gemeindepädagoge?
Gemeindepädagogen begleiten Lern- und Bildungsprozesse in kirchlichen und gemeindlichen Kontexten. Ihre Aufgaben reichen von der Organisation und Durchführung von Kinder- und Jugendarbeit, über Erwachsenenbildung, bis hin zu Seniorenangeboten. Sie gestalten Gottesdienste mit, fördern ehrenamtliches Engagement, leiten Gruppen, planen Freizeiten und organisieren Großveranstaltungen.
Der Beruf verlangt Teamfähigkeit, Empathie, Kreativität, sowie Kommunikationsstärke. Zudem sind Gemeindepädagogen oftmals die Schnittstelle zwischen Gemeinde, Kommune und anderen sozialen Einrichtungen. Ein zentrales Ziel ihrer Arbeit ist es, den Glauben lebensnah zu vermitteln und Räume zu schaffen, in denen Menschen ihre Spiritualität entdecken und vertiefen können.
Wie läuft das Studium zum Gemeindepädagoge ab?
Das Studium in Gemeindepädagogik findet meist an Fachhochschulen mit kirchlicher oder sozialpädagogischer Ausrichtung statt. Wer sich für diesen Berufsweg entscheidet, kann zwischen einem Studiengang aus dem Bereich Gemeindepädagogik bzw. Religionspädagogik oder einem Studium der Sozialen Arbeit bzw. Sozialpädagogik mit gemeindepädagogischer Zusatzqualifikation wählen. An der Evangelischen Hochschule in Darmstadt kann darüber hinaus auch ein Doppelbachelor in Diakonik/Gemeindepädagogik und Sozialer Arbeit abgeschlossen werden.
Nach den ersten beiden Jahren im Beruf muss meist ein Kolloquium abgeschlossen werden. Alternativ dazu kann auch ein Diplom im Zusatzstudiengang „Religionspädagogik“ absolviert werden. Das Studium in Gemeindepädagogik gliedert sich in der Regel in einen Bachelor of Arts oder einen Bachelor of Education und einen darauf aufbauenden Master.
Voraussetzungen für das Studium
In der Regel wird für das Studium eine Allgemeine oder Fachgebundene Hochschulreife vorausgesetzt, teilweise werden auch gleichgestellte Leistungen akzeptiert. An einigen Hochschulen wird ein Praktikum in einem verwandten Arbeitsbereich vorausgesetzt, welches vor Studienbeginn abgeschlossen werden muss. Teilweise werden auch Eignungsprüfungen durchgeführt – so zum Beispiel an der EHS Dresden. Eine Mitgliedschaft in der Kirche ist in der Regel nicht verpflichtend, wird allerdings oft gewünscht, da sie im späteren Berufsalltag eine wichtige Rolle spielen kann.
Voraussetzungen für den Beruf
Die Voraussetzungen für eine spätere diakonisch-gemeindepädagogische Tätigkeit unterscheiden sich zwischen den Gliedkirchen. Meist wird ein (Fach-)Hochschulstudium verlangt, jedoch unterscheiden sich die geforderten Studienfächer und Zusatzqualifikationen. Einige Kirchen, wie zum Beispiel die Landeskirche Hannover, fordern eine Doppelqualifikation aus den Bereichen Soziale Arbeit und Gemeindepädagogik, andere akzeptieren Einzelstudiengänge mit Ergänzungen. Auch Fachschulabsolventen können teils Zugang erhalten, wobei Anerkennungsverfahren unterschiedlich geregelt sind.
Dauer und Ausbildungsorte
Das Bachelorstudium dauert je nach Hochschule zwischen zwei und viereinhalb Jahren. Wer ein aufbauendes Masterstudium plant, sollte dafür ein bis eineinhalb Jahre einplanen. Die Schwerpunkte des Studiums unterscheiden sich je nach Hochschule. So ist es an der EHS Dresden im Bachelor Religions- und Gemeindepädagogik beispielsweise möglich zwischen den Schwerpunkten Soziale Arbeit und Musik zu wählen. An der EH Berlin kann im Bachelorstudium der evangelischen Religionspädagogik und Diakonik wiederum der Schwerpunkt Diakonik gewählt werden, für den aber eine praxisbezogene Vorbildung vorausgesetzt wird.
Inhalte und Aufbau des Studiums
Das Studium in Gemeindepädagogik führt unter anderem in die Grundlagen der Ethik, Religionspädagogik, Psychologie und Theologie, sowie in die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens ein. Beispielhaft ist im Folgenden der Aufbau des Bachelorstudiums im Fach Gemeindepädagogik und Diakonie an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe dargestellt:
Module (Prüfungsform) | Leistungspunkte pro Studiensemester | LP gesamt | |||||
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | ||
Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und Methoden der empirischen Sozialforschung (Hausarbeit) | 0 | 6 | 6 | ||||
Religion wahrnehmen (Mündliche Prüfung) | 12 | 12 | |||||
Human- und sozialwissenschaftliche Grundlagen (Mündliche Prüfung) | 12 | 12 | |||||
Politik / Recht / Sozialmanagement (Klausur) | 12 | 12 | |||||
Ethik (Hausarbeit) | 6 | 6 | |||||
Künstlerische Bildung und Medienkompetenz (Präsentation) | 12 | 12 | |||||
Theologische Grundlagen (Mündliche Prüfung) | 6 | 6 | |||||
Praxisvorbereitung (Hausarbeit) | 6 | 6 | |||||
Praxisphase und Reflexion (Reflexionsbericht) | 30 | 6 | 36 | ||||
Gemeindepädagogische Bildungsarbeit – Ansätze und Konzepte (Mündliche Prüfung) | 6 | 6 | |||||
Gemeindepädagogische Bildungsarbeit – Zielgruppen (Hausarbeit) | 6 | 6 | |||||
Diakonisches Handeln (Mündliche Prüfung) | 6 | 6 | |||||
Erziehung, Bildung und Kultur (Portfolio) | 12 | 12 | |||||
Beratung, Begleitung, Seelsorge (Hausarbeit oder Präsentation) | 12 | 12 | |||||
Elementare Theologie in gesellschaftlicher Pluralität (Mündliche Prüfung) | 12 | 12 | |||||
Homiletik, Liturgik und Bibeldidaktik (Mündliche Prüfung) | 6 | 6 | |||||
Bachelorarbeit und Kolloquium (Bachelorarbeit und Kolloquium) | 12 | 12 | |||||
Summe ECTS | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 180 |
Passt das Studium als Gemeindepädagoge zu mir?
Wer als Gemeindepädagoge arbeiten möchte, sollte soziale Kompetenzen im Umgang mit Menschen mitbringen, Bereitschaft zur Selbstreflexion zeigen und offen für spirituelle Themen sein. Auch Organisationstalent, Empathie und die Fähigkeit, Inhalte verständlich zu vermitteln, sind gefragt. Der Beruf setzt Interesse an Glaubensfragen, pädagogischem Handeln und intergenerationaler Arbeit voraus.
Gemeindepädagoge/in Stellenangebote
Gemeindepädagoge – Gehalt im Studium
Während des Studiums erhalten angehende Gemeindepädagogen in der Regel keine Vergütung. Kosten entstehen für Semesterbeiträge, Lehrmaterialien, eventuell geplante Praktikumsfahrten und Prüfungsgebühren. Fördermöglichkeiten wie Stipendien oder BAföG können für die Studierenden eine Entlastung darstellen.
Gemeindepädagoge – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt eines Gemeindepädagogen richtet sich nach den tariflichen Regelungen der evangelischen Landeskirchen oder diakonischen Einrichtungen. Je nach Region, Berufserfahrung und Verantwortungsbereich variiert es. In der Regel wird man in die Entgeltgruppe 9 eingruppiert und erhält ein Einstiegsgehalt von circa 3.100 Euro brutto pro Monat. Im Laufe eines Berufslebens kann man sein Gehalt im Mittel auf monatlich etwa 5.000 Euro brutto steigern.
Wie sieht der Berufsalltag als Gemeindepädagoge aus?
Der Berufsalltag ist abwechslungsreich, zu großen Teilen ist er von Begegnungen mit Menschen geprägt. Gemeindepädagogen arbeiten sowohl organisatorisch als auch praktisch. Sie planen Projekte, führen Gruppenangebote durch und sind in Gottesdiensten oder an Schulen aktiv. Mitbringen sollte man als Gemeindepädagoge auch die Bereitschaft zur Büroarbeit, Teamabstimmungen und Flexibilität, da viele Termine am Abend oder an den Wochenenden stattfinden.
Wo kann man als Gemeindepädagoge arbeiten?
Gemeindepädagogen arbeiten in Kirchengemeinden, Dekanaten, Schulen, Kindertagesstätten, Senioreneinrichtungen oder in der Krankenhausseelsorge. Sie sind auch in der Konfirmandenarbeit, der evangelischen Jugend oder in Bildungswerken tätig. Der Beruf bietet dementsprechend ein breites Tätigkeitsfeld mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
Arbeitszeiten als Gemeindepädagoge
Die Arbeitszeiten sind flexibel und richten sich häufig nach den Bedürfnissen der Gemeinde bzw. der Arbeitsstelle. Veranstaltungen am Abend, an Wochenenden oder in den Ferien sind keine Seltenheit. Eine feste Fünf-Tage-Woche mit Büroarbeitszeiten ist nur in wenigen Arbeitsbereichen umsetzbar. Dennoch bieten viele kirchliche Träger Ausgleichsregelungen für Überstunden oder Zusatzdienste an.
Gemeindepädagoge/in Stellenangebote
Welche Berufsperspektiven hat man als Gemeindepädagoge?
Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist weiterhin hoch, insbesondere im Bereich der Arbeit mit älteren Menschen und Familien. Die zunehmende gesellschaftliche Bedeutung von Bildungs- und Seelsorgeangeboten sichert dem Beruf auch langfristig gute Perspektiven. Allein in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sind beispielsweise rund 230 Vollzeitstellen im Bereich der Gemeindepädagogik eingerichtet.
Weiterbildung und Fortbildung
Der Berufsverband Gemeindepädagogik Westfalen-Lippe bietet beispielsweise Trainings für eine bessere Präsenz, Workshops zu seelsorgerischen Kurzgesprächen, Interreligiosität und Rassismuskritik, sowie Seminare zu Zeitmanagement an. Fortbildungen in diesen Bereichen eröffnen neue berufliche Perspektiven und tragen zur Professionalisierung des Berufs bei. Darüber hinaus bietet sich für Gemeindepädagogen zur fachlichen Vertiefung des Wissens und zur Erweiterung möglicher Arbeitsbereiche im Feld der Gemeindepädagogik nach dem Abschluss des Bachelorstudiums das Absolvieren eines aufbauenden Masterstudiums an.
Passende Jobs im Sozialwesen
Passende Jobs im Sozialwesen gibt es bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Gemeindepädagogen-Stellenangeboten, Diakon-Stellen und Sozialarbeiter-Jobs.