Der Beruf des Pfarrers ist einer der wichtigsten Berufe in der evangelischen Kirche. Das Abhalten von Gottesdienste und seelsorgerische Tätigkeiten sind die wohl bekanntesten Aufgaben, die der Gemeinde Glaube, Unterstützung und Zuversicht bringen soll. Dieser Artikel stellt den Weg und den Beruf des Pfarrers vor und geht auf das Theologiestudium, die anschließende Zusatzausbildung und die Aufgaben im Berufsalltag ein.
Was unterscheidet den Pfarrer vom Priester und vom Pastor?
Was macht man als Pfarrer?
Wer als evangelischer Pfarrer tätig ist, übernimmt eine zentrale Rolle in der Leitung und Gestaltung des kirchlichen Lebens. Dazu gehören beispielsweise die Vorbereitung und das Abhalten regelmäßiger Gottesdienste. Diese sollen nicht nur die biblische Botschaft vermitteln, sondern auch Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und zur Lebenswirklichkeit der Gemeindemitglieder herstellen.
Ein wesentlicher Teil der Aufgaben besteht außerdem in der Seelsorge. Pfarrer begleiten Menschen in Lebenskrisen, bei Krankheit oder auch im Sterbeprozess. Sie führen Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Trauerfeiern durch und stehen Angehörigen in diesen Momenten beratend zur Seite.
Darüber hinaus übernimmt ein Pfarrer auch verwaltende Aufgaben wie die Haushaltsführung der Gemeinde, die Organisation der ehrenamtlichen Mitarbeit, sowie die Instandhaltung der kirchlichen Gebäude. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit verfassen Pfarrer teilweise Beiträge für Gemeindebriefe und gestalten die digitale Präsenz ihrer Gemeinde aktiv mit.
Wie läuft das Studium zum Pfarrer ab?
Wer Pfarrer werden will, braucht ein abgeschlossenes Theologiestudium. Beim Theologiestudium handelt es sich meist um ein Vollzeitstudium, das an Universitäten und kirchlichen Hochschulen absolviert werden kann. Im Anschluss daran muss das sogenannte Vikariat, eine praxisorientierte Ausbildung über einen Zeitraum von etwa zwei bis zweieinhalb Jahren, abgeschlossen werden. Erst mit der Ordination durch die jeweilige Landeskirche ist der Zugang zum Pfarramt vollständig. Abgeschlossen wird das Studium in der Regel mit einem Magister Theologie oder einer kirchlichen Abschlussprüfung.

Voraussetzungen für das Studium
Voraussetzung für das Studium der Evangelischen Theologie ist in der Regel eine Allgemeine oder Fachgebundene Hochschulreife. Vorteilhaft ist es, Grundkenntnisse in den Sprachen Latein, Hebräisch und Altgriechisch mitzubringen, wobei diese in der Regel auch im Rahmen des Theologiestudiums erlernt werden können. Anders als beim Priester können sowohl männliche als auch weibliche Personen evangelische Pfarrer werden.
Dauer und Ausbildungsorte
In der Regel dauert das Studium zehn Semester, also fünf Jahre lang. Nach dem Studium folgt das Vikariat, welches circa zwei bis zweieinhalb Jahre dauert. Die Gesamtdauer des Weges, Pfarrer zu werden, liegt demnach bei sieben bis siebeneinhalb Jahren. In Deutschland bieten sowohl Universitäten als auch zwei kirchliche Hochschulen das Studium der Evangelischen Theologie an. Zu den bekanntesten Standorten zählen unter anderem Heidelberg, Jena, Berlin und Göttingen.
Inhalte und Aufbau des Studiums
Das Studium gliedert sich unter anderem in die Bereiche Altes und Neues Testament, Kirchengeschichte, Bibelkunde, Systemische Theologie und Praktika. Dazu kommen Sprachmodule und interdisziplinäre Seminare. Beispielhaft ist hier der Aufbau des Studiums in Evangelischer Theologie Diplom / Pfarramt an der Universität Jena dargestellt:
| Grundstudium (120 LP) | Semesterwochenstunden | Leistungspunkte |
| Einführungsmodul: Einführungsveranstaltung, Bibelkunde AT und NT | 6 | 10 |
| Altes Testament Basismodul | 8 | 10 |
| Neues Testament Basismodul | 8 | 10 |
| Kirchengeschichte Basismodul | 8 | 10 |
| Systematische Theologie Basismodul | 8 | 10 |
| Praktische Theologie / Religionspädagogik Basismodul | 8 | 10 |
| Interdisziplinäres Basismodul | 4 | 10 |
| Praktikumsmodul | 2 x 1 | 10 |
| Wahlbereich Grundstudium | 30 | |
| Zwischenprüfung | 10 | |
| Hauptstudium (120 LP) | ||
| Altes Testament Aufbaumodul | 8 | 10 |
| Neues Testament Aufbaumodul | 8 | 10 |
| Kirchengeschichte Aufbaumodul | 8 | 10 |
| Systematische Theologie Aufbaumodul | 8 | 10 |
| Praktische Theologie / Religionspädagogik Aufbaumodul | 8 | 10 |
| Modul Philosophie | 4 | 10 |
| Interdisziplinäres Aufbaumodul | 4 | 10 |
| Modul Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie | 6 | 10 |
| Wahlbereich Hauptstudium | 40 | |
| Integrationsphase (60 LP) | ||
| Integrationsmodul I | 15 | |
| Integrationsmodul II | 15 | |
| Wiss. Hausarbeit | 20 | |
| Praktisch-Theologische Ausarbeitung | 4 | |
| Fachprüfungen | 6 | |
Passt das Studium als Pfarrer zu mir?
Wer Theologie studieren möchte, sollte nicht nur intellektuelle und spirituelle Neugier mitbringen, sondern auch über soziale Kompetenzen verfügen. Offenheit für existenzielle Fragen, eine hohe Reflexionsfähigkeit sowie Einfühlungsvermögen sind dabei ebenso gefragt wie Organisationstalent und Belastbarkeit. Wer Freude daran hat, mit Menschen zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und Glauben in Gemeinschaft zu leben, findet in diesem Beruf eine passende Tätigkeit.
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Pfarrer – Gehalt im Studium
Im eigentlichen Theologiestudium besteht kein Anspruch auf Gehalt. Studiengebühren fallen meist nicht an, jedoch sind Semesterbeiträge üblich. Lehrmaterialien wie Bücher, Kommentare oder Ähnliches verursachen zusätzliche Kosten. Während des Vikariats erhalten angehende Pfarrer ein Ausbildungsgehalt, das sich je nach Landeskirche unterscheidet, meist jedoch bei circa 1.400 bis 2.500 Euro brutto pro Monat liegt.
Pfarrer – Gehalt im Berufsleben
Nach der Ordination erfolgt der Einstieg in den Pfarrdienst in der Regel über die Besoldungsgruppe A13 Stufe 1. Das mittlere monatliche Pfarrer Gehalt liegt bundesweit bei etwa 5.318 Euro. Zusätzlich wird bei vielen Anstellungen eine Dienstwohnung oder ein Pfarrhaus zur Verfügung gestellt, was die Lebenshaltungskosten spürbar senken kann.
Wie sieht der Berufsalltag als Pfarrer aus?
Der Alltag im Pfarrberuf ist vielfältig und wenig vorhersehbar. Neben der Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten prägen Gespräche, seelsorgerliche Begleitungen, Besuche, Unterrichtseinheiten und organisatorische Tätigkeiten den Tagesablauf. Gerade in ländlichen Regionen sind Pfarrer zentrale Bezugspersonen für das gesellschaftliche Leben der Gemeinde.
Wo kann man als Pfarrer arbeiten?
Evangelische Pfarrer arbeiten hauptsächlich in Kirchengemeinden. Daneben sind sie auch in kirchlichen Einrichtungen, in der Kirchenverwaltung oder in Bildungseinrichtungen wie Schulen und Hochschulen tätig. Weitere Beschäftigungsfelder finden sich in diakonischen Einrichtungen, im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, sowie in der Erwachsenenbildung.
Arbeitszeiten als Pfarrer
Die Arbeitszeiten eines Pfarrers richten sich nicht nach einem klassischen Büroalltag. Gottesdienste finden regelmäßig am Wochenende statt, seelsorgerliche Notfälle können jederzeit auftreten. Rufbereitschaft und Arbeit an Sonn- und Feiertagen sind üblich. Eine gewisse Flexibilität ist daher unerlässlich. Gleichzeitig ermöglicht die selbstständige Arbeitsweise aber auch individuelle Freiräume und eine eigenverantwortliche Gestaltung der Work-Life-Balance.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Pfarrer?
Die Berufsaussichten sind derzeit ausgesprochen gut. In vielen Landeskirchen steht in den kommenden Jahren eine große Zahl von Ruheständen an. Entsprechend hoch ist der Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs. Zudem bietet das Pfarramt gute Aufstiegsmöglichkeiten – etwa in Superintendenturen oder in kirchlichen Leitungsgremien. Die gesellschaftliche Relevanz des Pfarrberufs bleibt auch angesichts sinkender Kirchenbindung von zentraler Bedeutung, insbesondere in Zeiten sozialer und existenzieller Krisen.
Weiterbildung und Fortbildung
Pfarrerinnen und Pfarrer haben vielfältige Möglichkeiten zur Weiterbildung – etwa im Bereich der Seelsorgeausbildung, der Organisationsentwicklung, der Medienarbeit oder der interreligiösen Dialogarbeit. An der Universität Leipzig gibt es beispielsweise verschiedene Kontaktstudien, das ist eine Art Gasthörerschaft, in denen sich Pfarrer in den Bereichen Liturgiewissenschaft, Spiritualität oder evangelischer Theologie weiterbilden können. Je nach Landeskirche gibt es auch verpflichtende Weiterbildungen, dies ist beispielsweise in der Landeskirche Baden der Fall, wo in den ersten drei Jahren im Amt vier Weiterbildungskurse belegt werden müssen.
Passende Jobs
Passende Jobs als Pfarrer findet man bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Stellen als Pfarrer, Jobs als Diakon oder Jobs als Kirchenmusiker.













