Der Beruf des Heilpraktikers für Psychotherapie ist in Deutschland eine besondere Form der heilkundlichen Tätigkeit. Die Fachkräfte dürfen psychische Störungen eigenverantwortlich diagnostizieren und behandeln. Sie erlangen durch Lehrgänge Kenntnisse im Bereich Psychotherapie. Dabei wird häufig auf bestehenden Kenntnissen wie systemischer Beratung aufgebaut. Es gibt keine bundeseinheitliche Ausbildung für Heilpraktiker für Psychotherapie. Ebenso ist der Beruf nicht staatlich anerkannt und die Berufsbezeichnung damit nicht geschützt. Allerdings erfolgt der Einstieg in den Beruf im Vergleich zum Psychotherapeuten sehr niederschwellig. Dieser Artikel zeigt den Weg zum Berufsfeld, den Berufsalltag, Perspektiven und Gehaltsaspekte auf.
Was macht ein Heilpraktiker für Psychotherapie?
Heilpraktiker für Psychotherapie behandeln Menschen mit seelischen Leiden, etwa Angststörungen, Depressionen, Anpassungsstörungen, Belastungsreaktionen oder Persönlichkeitsakzentuierungen, im Rahmen der ihnen erlaubten Heilkunde. In diesem Fall ist das die Psychotherapie. Typische Tätigkeiten sind dabei die Anamnese und Diagnostik von psychischen Störungen, die Planung und Durchführung psychotherapeutischer Behandlungen und Verfahren, die Krisenintervention und die Beratung von Angehörigen.
Unterschied zum Psychotherapeut
Heilpraktiker für Psychotherapie durchlaufen keine einheitlich geregelte Ausbildung. Auch wenn sie psychotherapeutisch tätig werden können, haben sie anders als Psychotherapeuten meist kein Studium mit anschließender mehrjähriger Weiterbildung durchlaufen. Psychotherapeuten haben eine staatliche Anerkennung. Heilpraktiker für Psychotherapie müssen lediglich einen Kompetenznachweis mit Überprüfung durch das Gesundheitsamt erbringen. Der Weg zum Heilpraktiker für Psychotherapie ist deutlich kürzer und mit geringeren Hürden verbunden als der des Psychotherapeuten. Ihre Berufsbezeichnung ist aber nicht geschützt.
Wie läuft die Ausbildung als Heilpraktiker für Psychotherapie ab?
Das Wichtigste vorab: Eine staatlich geregelte Ausbildung oder ein Pflicht-Studium zum Heilpraktiker für Psychotherapie gibt es nicht. Vielmehr ist allein eine Überprüfung heilpraktisch-therapeutischer Kenntnisse durch ein Gesundheitsamt verbindlich, um als Heilpraktiker tätig werden zu können. Um diese Kenntnisse zu erwerben, bieten sich Lehrgänge oder kurze Fernstudiengänge für Interessenten an. Anbieter hierfür sind Heilpraktiker- und Psychotherapie-Schulen.

Voraussetzungen
Für die Lehrgänge bzw. die Vorbereitungskurse gibt es keine formale Voraussetzungen. Für die Erlaubnis durch das Gesundheitsamt, als Heilpraktiker für Psychotherapie tätig zu sein, muss allerdings mindestens ein Hauptschulabschluss, ein Mindestalter von 25 Jahren, ein polizeiliches Führungszeugnis und eine gesundheitliche Eignung durch ein ärztliches Attest vorliegen. Ein fundiertes Interesse an Psychologie, Psychiatrie und Heilerziehung ist dabei unabdingbar.
Dauer und Aufbau
Lehrgänge für angehende Heilpraktiker für Psychotherapie finden oft berufsbegleitend statt und erstrecken sich über ein bis zwei Jahre. Häufig werden dabei bereits vorhandene Qualifikationen wie Systemische Beratung, Traumapädagogik oder Coaching durch therapeutische und heilpädagogische Kenntnisse erweitert.
Inhalt und Abschluss
Die Inhalte der jeweiligen Lehrgänge sind aufgrund der fehlenden staatlichen Regelung ebenfalls nicht bundeseinheitlich geregelt, sondern variieren je nach Anbieter. Typischerweise orientieren sie sich jedoch an den Prüfungsleitlinien der Länder und umfassen unter Anderem Psychopathologie, psychiatrische Krankheitslehre, rechtliche Grundlagen, Gesprächsführung und Krisenintervention. Die folgende Tabelle gibt sämtliche typische Themenbereiche der Vorbereitungskurse wieder.
| Themenbereich | Inhalt |
|---|---|
| Grundlagen Psychologie & Psychiatrie | Normalpsychologie, Entwicklungspsychologie, Persönlichkeitsmodelle |
| Psychopathologie | Symptome, Syndrome, Verlaufsformen psychischer Störungen |
| Psychiatrische Krankheitsbilder | Depression, Angst- und Zwangsstörungen, Psychosen, Suchterkrankungen, PTBS |
| Diagnostik & Differenzialdiagnostik | Anamnese, Exploration, testdiagnostische Grundlagen |
| Suizidalität & Krisenintervention | Risikoabschätzung, Notfallmanagement, Schnittstellen zur Akutpsychiatrie |
| Psychotherapieverfahren | Überblick VT, TP, humanistische, systemische u. integrative Verfahren |
| Recht & Ethik | Heilpraktikergesetz, Schweigepflicht, Dokumentation, PsychKG, BGB |
| Pharmakologie-Basics | Psychopharmaka-Gruppen, Wirkweise, Nebenwirkungen (ohne Verordnungsrecht) |
| Gesprächsführung & Beziehungsgestaltung | Therapeutische Haltung, Übertragung / Gegenübertragung, Grenzen, Selbsterfahrung |
| Praxisführung | Praxisorganisation, Abrechnung, Marketing, Qualitätssicherung |
Die Lehrgänge zum Heilpraktiker für Psychotherapie schließen meist mit einer schriftlichen und einer mündlich-praktischen Prüfung, die den Nachweis der erforderlichen Kenntnisse bestätigen. Wichtig ist die anschließende Überprüfung beim Gesundheitsamt nach bundeseinheitlichen Leitlinien. Denn diese ist verbindlich, um als Heilpraktiker tätig werden zu können. Bei erfolgreichem Bestehen und Anerkennung erhalten Absolventen die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie.
Passt die Ausbildung als Heilpraktiker für Psychotherapie zu mir?
Personen, die ein ausgeprägtes Interesse an klinischer Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie haben, kommunikativ sind, gerne intensive Gespräche führen und denen es Freude bereitet, akute Notsituationen von Menschen zu lösen, finden als Heilpraktiker für Psychotherapie eine berufliche Erfüllung. Die große Verantwortung und das hohe Ausmaß am selbstständigen Arbeiten sollten dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden. Vorsicht ist für Personen geboten, die sich emotional nur schwer von der Arbeit distanzieren können oder belastende Situationen schwer abschütteln können.
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Heilpraktiker für Psychotherapie – Kosten in der Ausbildung
Heilpraktiker erhalten keine klassische Ausbildungsvergütung. Vielmehr fallen Kosten für die Ausbildung an. Die Lehrgangsgebühren liegen je nach Anbieter zwischen 2.000 und 5.000 Euro. Prüfungsgebühren, Kosten für Fachliteratur und Anmeldegebühren können gegebenenfalls hinzukommen.
Heilpraktiker für Psychotherapie – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt eines Heilpraktikers für Psychotherapie variiert stark. Dies liegt vor allem daran, dass die meisten Heilpraktiker für Psychotherapie freiberuflich arbeiten und ihre Honorare frei festlegen können. Ein üblicher Stundensatz bei den selbstständigen Fachkräften liegt zwischen 60 und 120 Euro pro Sitzung. Angestellte Fachkräfte verdienen im Schnitt etwa 3.100 Euro brutto monatlich. Das entspricht 37.200 Euro jährlich. Wichtig für die Klienten ist zu beachten, dass die Leistungen von Heilpraktikern in der Regel keine Kassenleistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind, sodass die Dienstleistungen privat zu bezahlen sind.
Wie sieht der Berufsalltag als Heilpraktiker für Psychotherapie aus?
Der Berufsalltag von Heilpraktikern für Psychotherapie ist abwechslungsreich. Ihre Aufgaben umfassen die Diagnostik seelischer Störungen, die Planung und Durchführung von heilpraktisch-psychotherapeutischen Behandlungen in Einzel-, Paar- oder Gruppensitzungen, die Dokumentation und Fallreflexion, sowie die Führung von Vor- und Nachgesprächen. Die Kooperation mit medizinischen, psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen gehört dabei ebenso dazu, wie Krisenintervention, edukative Arbeit und Präventionsarbeit.
Wo kann man als Heilpraktiker für Psychotherapie arbeiten?
Heilpraktiker für Psychotherapie arbeiten meist selbstständig in ihrer eigenen Praxis oder in einer Gemeinschaftspraxis. Sie können aber auch in Kliniken, Reha-Einrichtungen, psychosomatischen Tageskliniken oder in sozialen Stellen (wie Jugendhilfe und Beratungsstellen) eingesetzt werden. Auch eine Tätigkeit im Bereich Coaching ist denkbar.
Heilpraktiker für Psychotherapie – Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten der Fachkräfte sind oft flexibel und klientenorientiert. Arbeitszeiten insbesondere spätnachmittags und in den Abendstunden sind keine Seltenheit, um berufstätige Klienten betreuen zu können. Als freiberuflicher Heilpraktiker kann man sich seine Arbeitszeiten selbst einteilen. Im Schnitt führen die Fachpersonen pro Woche 20 bis 30 Sitzungen durch.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Heilpraktiker für Psychotherapie?
Die Nachfrage nach psychotherapeutischer Unterstützung ist in Deutschland seit Jahren hoch, gleichzeitig bestehen lange Wartezeiten bei kassenzugelassenen Psychotherapeuten. Daraus ergibt sich eine exzellente Berufsperspektive für Heilpraktiker für Psychotherapie, die mit einer niedrigschwelligen Beratung ohne große Wartezeit die Versorgungslücke schließen können. Im Selbstzahler-Bereich wirken die Kurzzeittherapien für viele Klienten interessant.
Weiterbildung und Fortbildung
Nach der Erlaubniserteilung ist kontinuierliche Fortbildung für die Fachkräfte unverzichtbar. Ideal sind dabei Spezialisierungs-Ausbildungen in psychotherapeutischen Verfahren, wie Gestalttherapie oder Traumatherapie. Viele Fachkräfte spezialisieren sich auch auf Coaching-Tätigkeiten wie Paar- oder Familientherapie. Für Sozialfachkräfte ist außerdem die Kombination mit Masterstudiengängen, wie Klinische Soziale Arbeit oder Psychosoziale Beratung interessant, um wissenschaftliche Fundierung und Berufspraxis zu verbinden.
Passende Jobs im Sozialwesen
Passende Jobs in der Heilerziehung findet man bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Jobs als Heilpraktiker, Jobs als Heilerziehungspfleger, Jobs als Heilpädagoge und viele mehr.
Häufige Fragen
- Was darf man als Heilpraktiker für Psychotherapie machen?
- Was kostet ein Heilpraktiker für Psychotherapie?
- Was ist der Unterschied zwischen einem Psychotherapeut und einem Heilpraktiker für Psychotherapie?
- Wie schwer ist die Prüfung als Heilpraktiker für Psychotherapie?
Ein Heilpraktiker für Psychotherapie darf psychische, psychosomatische und emotionale Erkrankungen diagnostizieren und behandeln. Dies erfolgt oft über Gesprächstherapien, Verhaltenstherapien oder Hypnose. Wichtig ist, dass er keine körperlichen Erkrankungen behandeln oder Medikamente verschreiben darf.
Die Kosten für einen Heilpraktiker für Psychotherapie liegen für eine Sitzung im Durchschnitt zwischen 60 und 120 Euro pro Stunde, wobei ein ausführliches Erstgespräch (Erstanamnese) zwischen 80 und 180 Euro kosten kann.
Ein psychologischer Psychotherapeut hat ein abgeschlossenes Psychologie-Studium mit anschließender staatlich geregelter Ausbildung und Approbation, während ein Heilpraktiker für Psychotherapie eine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz besitzt und dafür keinen akademischen Abschluss benötigt, aber auch keine geschützte Berufsbezeichnung führen darf.
Die Abschlussprüfung, die als Kompetenznachweis gilt, gilt als anspruchsvoll und bedarf einer gründlichen Vorbereitung. Allerdings ist sie deutlich schneller abzulegen und aufwandsärmer als beispielsweise ein Studium der Psychotherapie.













