Der Beruf des Kinder- und Jugendpsychotherapeuten verbindet wissenschaftliche Kenntnisse der Psychologie mit praktischer Arbeit mit jungen Menschen und deren Familien. Kinder- und Jugendpsychotherapeuten helfen dabei, psychische Störungen zu erkennen, zu behandeln und präventiv vorzubeugen. Sie arbeiten eng mit Bezugspersonen, Schulen und anderen Fachkräften zusammen, um eine stabile und unterstützende Umgebung zu schaffen. Im Folgenden wird erläutert, welche Aufgaben, Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsperspektiven dieser vielseitige und verantwortungsvolle Beruf bietet.
Was macht man als Kinder- und Jugendpsychotherapeut?
Kinder- und Jugendpsychotherapeuten verbringen ihren Arbeitsalltag mit vielfältigen Aufgaben, die über die direkte Therapie hinausgehen. Dazu gehören die Beratung von Familien, die Zusammenarbeit mit Fachkräften und Einrichtungen, die Planung und Dokumentation von Behandlungsverläufen, sowie die Teilnahme an Supervisionen. Sie gestalten Therapieprozesse aktiv mit, achten auf Prävention und unterstützen Kinder und Jugendliche darin, psychische Herausforderungen zu bewältigen. So verbindet der Berufsalltag fachliche Expertise mit einfühlsamer Betreuung und organisatorischer Verantwortung.
Wie läuft die Weiterbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten ab?
Die Weiterbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten ist bundesweit einheitlich geregelt. Sie baut auf einem grundständigen Psychologiestudium auf, das die wissenschaftlichen Grundlagen vermittelt. Darauf folgt ein weiterführendes Studium beziehungsweise eine Ausbildung in Psychotherapie, in der die theoretischen Kenntnisse durch praktische Erfahrungen ergänzt werden.

Voraussetzungen für die Weiterbildung
Für das Studium zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten unterscheiden sich die Voraussetzungen je nach geltender Regelung. Nach der alten Regelung war ein abgeschlossenes Masterstudium in Psychologie mit dem Prüfungsfach Klinische Psychologie oder ein Studium in Pädagogik beziehungsweise Sozialpädagogik erforderlich. Nach der neuen Regelung müssen Bewerber einen Masterabschluss mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie, sowie eine abgeschlossene Approbationsprüfung vorweisen. Je nach Einrichtung können zudem weitere Anforderungen bestehen. Zum Beispiel der Nachweis praktischer Erfahrungen, die Teilnahme an einem Auswahlgespräch oder die Abgabe eines Motivationsschreibens.
Dauer und Ausbildungsorte
Die Dauer und der Ablauf der Ausbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten unterscheiden sich je nach Regelung. Nach der alten Regelung dauert die Ausbildung drei Jahre in Vollzeit oder fünf Jahre in Teilzeit. Die Ausbildung erfolgt an einer Hochschule oder einer anderen anerkannten Ausbildungsstätte und umfasst praktische Einsätze in geeigneten Einrichtungen, zum Beispiel in psychiatrischen Kliniken. Nach der neuen Regelung beträgt die Ausbildung fünf Jahre in Vollzeit und findet an speziellen Weiterbildungsstätten statt, wobei die Berufstätigkeit während der Ausbildung finanziert wird.
Die Abschlussprüfung besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Die schriftliche Prüfung dauert zwei Stunden, die mündliche Prüfung setzt sich aus zwei Teilen zusammen: einer halbstündigen Einzelprüfung und einer zweistündigen Gruppenprüfung mit vier Teilnehmern. Nach Bestehen der Prüfung kann die Approbation beantragt werden.
Inhalte und Aufbau der Weiterbildung
Die Inhalte und der Aufbau des weiterführenden Studiums und der Ausbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten unterscheiden sich je nach Regelung. Nach der alten Regelung umfasst die Ausbildung insgesamt 4.200 Stunden. Sie gliedert sich in zwei praktische Tätigkeiten (1.200 und 600 Stunden), eine theoretische Ausbildung (600 Stunden), eine praktische Ausbildung mit Krankenbehandlungen (600 Stunden, davon 150 Stunden unter Supervision), sowie eine Selbsterfahrung zur Reflexion des eigenen therapeutischen Handelns (120 Stunden) und die staatliche Prüfung.
Die zentralen Inhalte lassen sich wie folgt zusammenfassen:
| Grundkenntnisse | Vertiefte Kenntnisse |
| Entwicklungs-, Sozial-, Persönlichkeits- und Neuropsychologische Grundlagen normalen und abweichenden Verhaltens im Kindes- und Jugendalter | Theorie und Praxis der Diagnostik, Anamnese, Indikationsstellung und Prognose |
| Konzepte zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Verlauf psychischer und psychisch mitbedingter Erkrankungen | Fallkonzeptualisierung und Behandlungsplanung unter Einbeziehung bedeutsamer Bezugspersonen |
| Allgemeine, spezielle und psychosomatische Krankheitslehre | Therapieplanung, Therapiemotivation und Umgang mit Widerstand |
| Kinder- und Jugendpsychiatrische Krankheitslehre | Behandlungstechniken für Kurz- und Langzeittherapie, Krisenintervention |
| Diagnostik und Differentialdiagnostik, inkl. Testverfahren | |
| Prävention, Rehabilitation, medizinische und pharmakologische Grundkenntnisse | |
| Methoden wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren | |
| Dokumentation, Evaluation, Berufsethik, Berufsrecht | |
| Medizinische und psychosoziale Versorgungssysteme, Kooperationsstrukturen |
Nach der neuen Regelung wählen die Teilnehmer eines von vier Richtlinienverfahren, auf das sie sich spezialisieren:
- Analytische Psychotherapie
- Systemische Therapie
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Verhaltenstherapie
Die praktische Ausbildung ist in drei Stationen gegliedert: zwei Jahre Krankenhaus, zwei Jahre psychotherapeutische Ambulanz oder Praxis und ein Jahr flexibel wählbar. Daneben finden blockweise Theorieeinheiten, Selbsterfahrung und regelmäßige Supervision statt, um sowohl fachliche Kenntnisse als auch praktische Fertigkeiten umfassend zu vermitteln.
Passt die Weiterbildung als Kinder- und Jugendpsychotherapeut zu mir?
Die Weiterbildung und die Ausbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten eignen sich besonders für Menschen, die ein starkes Interesse an psychologischen Zusammenhängen im Kindes- und Jugendalter haben und gerne mit jungen Menschen sowie deren Familien arbeiten. Wichtig sind Empathie, Geduld und die Fähigkeit, komplexe Situationen einfühlsam zu analysieren und zu begleiten. Die Arbeit erfordert sowohl wissenschaftliche Genauigkeit bei Diagnostik und Therapieplanung, als auch praktisches Geschick im Umgang mit Patienten und deren Bezugspersonen.
Wer Freude an langfristiger Betreuung, Prävention psychischer Störungen und Zusammenarbeit mit Fachkräften verschiedener Bereiche hat, findet in diesem Beruf ein anspruchsvolles und erfüllendes Tätigkeitsfeld. Außerdem sollten die Bewerber bereit sein, mehrere Jahre intensive Ausbildung zu absolvieren, sowohl theoretisch als auch praktisch, und regelmäßig an Supervision und Selbsterfahrung teilzunehmen.
Kinder- und Jugendpsychotherapeut/in Stellenangebote
Kinder- und Jugendpsychotherapeut – Gehalt in der Weiterbildung
Früher mussten Studierende der Kinder- und Jugendpsychotherapie für ihre Ausbildung Kosten zwischen 8.000 Euro und 20.000 Euro aufbringen, die teilweise durch die Einnahmen aus eigenen Therapiesitzungen verrechnet wurden. Diese Einnahmen betrugen oft etwa 15.000 Euro bis 25.000 Euro. Mit der Reform des Psychotherapeutengesetzes sind Auszubildende seit dem 1. September 2020 während ihrer praktischen Tätigkeit gesetzlich verpflichtet, mindestens 1.000 Euro pro Monat vergütet zu bekommen. Diese Vergütung wird von den Krankenkassen übernommen, sodass für die Kliniken keine zusätzlichen Ausbildungskosten anfallen.
Kinder- und Jugendpsychotherapeut – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten liegt im Berufsleben zwischen 4.927 Euro und 6.316 Euro pro Monat. Das entspricht einem Jahresgehalt von etwa 59.124 Euro bis 75.792 Euro, bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 5.578 Euro rund 66.936 Euro pro Jahr.
Wie sieht der Berufsalltag als Kinder- und Jugendpsychotherapeut aus?
Der Berufsalltag von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten ist vielseitig und anspruchsvoll. Typische Aufgaben umfassen die Diagnostik durch Anamnese, ärztliche Befunde und Testverfahren. Darauf folgt die Auswahl und Durchführung geeigneter psychotherapeutischer Maßnahmen, wie etwa Verhaltenstherapien, sowie die Aufklärung von Patienten und Sorgeberechtigten über Behandlungsmöglichkeiten und Risiken. Zusätzlich beraten sie präventiv, um psychische Störungen frühzeitig zu verhindern, und unterstützen Fachkräfte und Personen im sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen. Neben der direkten Arbeit mit Patienten gehören Dokumentation, Evaluation und enge Zusammenarbeit mit Ärzten sowie anderen Berufsgruppen zu den regelmäßigen Tätigkeiten im Berufsalltag.
Wo kann man als Kinder- und Jugendpsychotherapeut arbeiten?
Kinder- und Jugendpsychotherapeuten können in unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Sie können als niedergelassene Therapeuten in einer Praxis tätig sein und gesetzlich versicherte Kinder und Jugendliche behandeln. Alternativ ist die Arbeit in einer Privatpraxis möglich, in der privat versicherte Patienten betreut werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, angestellt zu arbeiten, zum Beispiel in (psychiatrischen) Kliniken, kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen, Beratungsstellen, Rehabilitationszentren, Kinderheimen oder heilpädagogischen Einrichtungen.
Arbeitszeiten als Kinder- und Jugendpsychotherapeut
Die Arbeitszeiten von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten hängen stark vom jeweiligen Arbeitsort ab. In Praxen gibt es meist geregelte Arbeitszeiten, während in Vollzeitkliniken auch Einsätze am Abend oder an Wochenenden möglich sind.
Kinder- und Jugendpsychotherapeut/in Stellenangebote
Welche Berufsperspektiven hat man als Kinder- und Jugendpsychotherapeut?
Der Beruf des Kinder- und Jugendpsychotherapeuten ist stark nachgefragt. Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter nehmen zu, wodurch der Bedarf an qualifizierten Therapeuten kontinuierlich wächst. Besonders in ländlichen Regionen und in Bereichen mit eingeschränktem therapeutischem Angebot ist die Nachfrage hoch. Auch in Zukunft ist mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen, da präventive und therapeutische Maßnahmen für junge Menschen immer wichtiger werden und die Gesundheitsversorgung kontinuierlich ausgebaut wird.
Weiterbildung und Fortbildung
Nach Abschluss der Ausbildung können Kinder- und Jugendpsychotherapeuten ihre fachlichen Kenntnisse durch verschiedene Weiter- und Fortbildungen erweitern. Dazu gehören spezialisierte Zusatzausbildungen in bestimmten Therapieformen, Vertiefungen in Diagnostik oder Krisenintervention, sowie Seminare zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Regelmäßige Fortbildungen sind wichtig, um die Qualität der Behandlung zu sichern, neue Methoden kennenzulernen und den Anforderungen des Berufsalltags gerecht zu werden. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und die Bundespsychotherapeutenkammer bieten hierzu eine Vielzahl an zertifizierten Weiterbildungsangeboten an.
Passende Jobs im Sozialwesen
Passende Jobs im Sozialwesen gibt es bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Jobs als Schulpsychologe, Stellenangebote als Kinderpsychologe und Psychotherapeuten-Jobs.













