Kinderdorfeltern übernehmen eine verantwortungsvolle Aufgabe: Sie bieten Kindern, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können, ein liebevolles Zuhause und begleiten sie oft viele Jahre lang. In einem Kinderdorf leben sie mit bis zu sechs Kindern zusammen, sorgen für deren Erziehung und fördern ihre persönliche Entwicklung. Die Ausbildung zur Kinderdorfmutter oder zum Kinderdorfvater bereitet optimal auf diese vielschichtige Tätigkeit vor. Sie verbindet Theorie und Praxis und vermittelt alles, was man für die Arbeit in einer Kinderdorffamilie braucht. Doch wie läuft die Ausbildung ab? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen? Und wie sieht das Berufsleben aus?
Was macht man als Kinderdorfmutter/-vater?
Als Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater übernimmt man eine ganz besondere Rolle, denn man lebt direkt mit den Kindern zusammen und bildet mit ihnen eine familienähnliche Gemeinschaft, in der sie sich sicher und geborgen fühlen können. Dabei betreut man sie nicht nur im Alltag, sondern man übernimmt auch langfristige Verantwortung für ihre Erziehung und persönliche Entwicklung. Man sorgt dafür, dass sie sich wohlfühlen, hilft ihnen bei schulischen Aufgaben, gestaltet mit ihnen ihre Freizeit und unterstützt sie in allen Lebensbereichen auf dem Weg zur Selbstständigkeit.
Gleichzeitig gehört es dazu, den Haushalt zu führen, denn man muss einkaufen, kochen, die Wäsche waschen und den Wohnraum ordentlich halten, damit die Kinder in einer stabilen Umgebung aufwachsen. Doch Kinderdorfeltern arbeiten nicht allein, sondern kooperieren eng mit Erziehern, Sozialpädagogen und dem Jugendamt, um jedem Kind genau die Unterstützung zu geben, die es braucht. Zusätzlich pflegen sie den Kontakt zu den leiblichen Eltern oder anderen Angehörigen, damit die Kinder weiterhin eine Verbindung zu ihrer Herkunftsfamilie behalten können.
Kinderdorfeltern werden – Wie läuft die Ausbildung ab?
Um Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater zu werden, ist meistens eine abgeschlossene Ausbildung in einem sozialpädagogischen oder erzieherischen Beruf erforderlich. Geeignete Qualifikationen sind unter anderem die Ausbildung zum Erzieher oder Heilerziehungspfleger sowie ein Studium der Sozialpädagogik oder Heilpädagogik. Auch vergleichbare pädagogische Abschlüsse können den Zugang zu diesem Beruf ermöglichen. Das ist je nach Arbeitgeber unterschiedlich. Bei Interesse lohnt es sich die jeweiligen Arbeitgeber bzw. Kinderdörfer zu kontaktieren.
Beim SOS-Kinderdorf ist für geeignete Bewerber beispielsweise eine berufsbegleitende Erzieherausbildung möglich. Diese dauert drei Jahre und hat ihren Schwerpunkt auf Jugend- und Heimerziehung. Während der theoretischen Ausbildung besucht man eine Fachschule oder Fachakademie, wo man sich Wissen in Pädagogik, Entwicklungspsychologie, Sozialpädagogik und Hauswirtschaft aneignet. Gleichzeitig sammelt man praktische Erfahrung in einer Kinderdorffamilie und wird von erfahrenen Fachkräften angeleitet. Man lernt, wie man den Alltag organisiert, Kinder erzieht und fördert, mit Jugendämtern zusammenarbeitet und ein stabiles Familienumfeld schafft. Diese enge Verzahnung von Theorie und Praxis stellt sicher, dass man optimal auf die spätere Tätigkeit vorbereitet wird. Sie schließt mit einer Prüfung ab und man erhält den Titel “staatlich anerkannter Erzieher”. Mehr zur allgemeinen Erzieherausbildung hier:
Erzieher/in Stellenangebote
Zugangsvoraussetzungen
Um Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater zu werden, sollte man einige Voraussetzungen erfüllen, die sich jedoch je nach Arbeitgeber unterscheiden können:
- mittlerer Bildungsabschluss und/oder bereits abgeschlossene Ausbildung (z. B. als Erzieher)
- Erfahrung im Umgang mit Kindern, idealerweise im sozialen oder pädagogischen Bereich
- psychische Belastbarkeit und Verantwortungsbewusstsein
- Einfühlungsvermögen und Konfliktfähigkeit
- erweitertes Führungszeugnis (da man mit Minderjährigen arbeitet)
- Masernschutz-Nachweis und ggf. weitere gesundheitliche Anforderungen
Dauer und Aufbau
Die Ausbildungsdauer beim SOS-Kinderdorf beträgt beispielsweise drei Jahre und wird berufsbegleitend absolviert. Die Ausbildung gliedert sich dabei in die theoretische Ausbildung: Unterricht an einer Fachschule oder Fachakademie (z. B. in Sozialpädagogik, Pädagogik und Psychologie) und praktische Ausbildung: Arbeiten in einer Kinderdorffamilie unter Anleitung erfahrener Kinderdorfeltern.
Die reguläre Erzieherausbildung, die einen ebenfalls zur Ausübung des Berufs qualifiziert, dauert zwei bis vier Jahre und kann entweder schulisch oder praxisintegriert (PIA) absolviert werden. Sie besteht aus theoretischem Unterricht an Berufsfachschulen, Fachakademien oder Berufskollegs sowie einem praktischen Teil in einer sozialpädagogischen Einrichtung. Wer bereits eine sozialpädagogische oder pflegerische Ausbildung abgeschlossen hat, kann die Ausbildung je nach Vorerfahrung verkürzen. Auch berufsbegleitend in Teilzeit über vier bis sechs Jahre kann man die Ausbildung absolvieren.
Inhalte der Ausbildung
Die theoretischen Inhalte umfassen beispielsweise:
- Pädagogik und Psychologie: Grundlagen der Erziehung und Förderung von Kindern
- Entwicklungspsychologie: Verstehen von altersgerechter Entwicklung und Verhaltensweisen
- Sozialpädagogik: Methoden zur Unterstützung von Kindern in schwierigen Lebenslagen
- Rechtliche Grundlagen: Kinder- und Jugendschutz, Aufsichtspflicht, Zusammenarbeit mit Behörden
- Kommunikation und Konfliktmanagement: Umgang mit schwierigen Situationen und Gesprächen
- Ernährung und Hauswirtschaft: Planung gesunder Mahlzeiten, Haushaltsorganisation
Praktische Inhalte sind dabei beispielsweise:
- Erziehungsplanung in der Kinderdorffamilie: Gestaltung des pädagogischen Alltags
- Unterstützung bei schulischen Aufgaben: Hausaufgabenhilfe, Lernförderung
- Haushaltsführung und Organisation: Einkaufen, Kochen, Wäschepflege
- Freizeitgestaltung mit den Kindern: kreative und sportliche Aktivitäten, Ausflüge
- Zusammenarbeit mit Herkunftsfamilien: Kontaktpflege und pädagogische Begleitung
- Umgang mit traumatisierten Kindern: Förderung von emotionaler Stabilität und Bewältigungsstrategien
Passt die Ausbildung als Kinderdorfmutter/-vater zu mir?
Die Ausbildung zur Kinderdorfmutter oder zum Kinderdorfvater ist ideal für Menschen, die Kinder nicht nur betreuen, sondern ihnen langfristig ein stabiles Zuhause bieten möchten. Man lebt mit den Kindern zusammen, begleitet sie durch ihren Alltag und übernimmt eine große Verantwortung. Dafür sind Geduld, Belastbarkeit und Einfühlungsvermögen essenziell, denn viele Kinder haben traumatische Erfahrungen gemacht und brauchen viel emotionale Sicherheit.
Zusätzlich erfordert der Beruf Organisationstalent, da man nicht nur die Erziehung übernimmt, sondern auch den Haushalt führt, Mahlzeiten plant und Termine koordiniert. Flexibilität ist entscheidend, denn jeder Tag bringt neue Herausforderungen – von Schulproblemen bis hin zu wichtigen Gesprächen mit Jugendämtern.
Wer eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben bevorzugt, sollte gut überlegen, ob dieser Beruf passt. Doch wer Kinder in ihrer Entwicklung aktiv fördern möchte und eine sinnstiftende Aufgabe sucht, kann in diesem Beruf eine erfüllende Zukunft finden.
Kinderdorfmutter/-vater – Gehalt in der Ausbildung
Während der dreijährigen berufsbegleitende Ausbildung zur Kinderdorfmutter oder zum Kinderdorfvater beim SOS Kinderdorf erhält man eine Vergütung. Bei einer praxisintegrierten Ausbildung (PIA) erhalten angehende Erzieher ein gestaffeltes Gehalt. Im dritten Ausbildungsjahr beträgt das Gehalt beispielsweise 1.500 Euro monatlich.
Kinderdorfmutter/-vater – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt einer Kinderdorfmutter oder eines Kinderdorfvaters kann sehr unterschiedlich ausfallen, da es von mehreren Faktoren abhängt. Zum einen spielt der Träger des Kinderdorfes eine entscheidende Rolle, denn ob man in einem SOS-Kinderdorf oder einer anderen sozialen Einrichtung arbeitet, kann sich direkt auf die Vergütung auswirken. Zum anderen beeinflussen auch die Berufserfahrung und vorhandene Qualifikationen das Einkommen, denn je mehr Fachwissen und praktische Erfahrung man mitbringt, desto höher kann das Gehalt ausfallen.
Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das durchschnittliche Monatsbruttogehalt zwischen 3.353 Euro und 4.245 Euro, wobei der Medianwert bei 3.749 Euro liegt.
Wie sieht das Berufsleben als Kinderdorfmutter/-vater aus?
Das Berufsleben als Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater ist abwechslungsreich, intensiv und verantwortungsvoll. Da man in einer Kinderdorffamilie lebt, unterscheidet sich dieser Beruf deutlich von anderen pädagogischen Tätigkeiten, denn man trennt Beruf und Privatleben nicht strikt, sondern man ist rund um die Uhr für die Kinder da. Man begleitet sie über viele Jahre hinweg, erlebt mit ihnen Höhen und Tiefen und gibt ihnen die Sicherheit, die sie für eine positive Entwicklung brauchen. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, denn kein Tag gleicht dem anderen. Manche Kinderdorfeltern haben zusätzlich eine eigene Wohnung als Rückzugsort, manche leben sogar mit ihren eigenen Kindern im Kinderdorf.
Wo kann man als Kinderdorfmutter/-vater arbeiten?
- SOS-Kinderdörfer
- andere Kinderdorfeinrichtungen
- stationäre Einrichtungen für Kinder und Jugendliche
- Heime mit familienähnlichen Konzepten
Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten als Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater unterscheiden sich deutlich von klassischen Berufen, denn man lebt mit den Kindern zusammen und übernimmt die Verantwortung für ihren Alltag. Das bedeutet, dass man sechs Tage die Woche arbeitet und rund um die Uhr für die Kinder da ist. Der Tagesablauf beginnt früh am Morgen mit dem Wecken, dem gemeinsamen Frühstück und der Begleitung in den Tag.
Während sie außer Haus sind, bleibt Zeit für Haushaltsaufgaben, Termine mit Lehrkräften oder das Jugendamt. Mittags wird zusammen gegessen, Hausaufgaben werden betreut, und Probleme aus der Schule werden besprochen. Nachmittags stehen Freizeitaktivitäten, Sport oder kreative Projekte an. Abends gibt es gemeinsame Rituale wie Vorlesen oder Gespräche über den Tag. Auch abends ist man für die Kinder da, sorgt für eine entspannte Atmosphäre, liest Geschichten vor und begleitet sie beim Zubettgehen.
Da man in der Kinderdorffamilie lebt, verschwimmen Beruf und Privatleben oft, aber es gibt trotzdem feste Ruhezeiten und regelmäßige freie Tage. Unterstützung durch Fachkräfte hilft dabei, auch mal durchzuatmen. Die Urlaubsregelung wird individuell mit dem Träger abgestimmt, sodass sich auch längere Erholungsphasen einplanen lassen.
Welche Berufsperspektiven hat man als Kinderdorfmutter/-vater?
Die Tätigkeit als Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater ist meist langfristig angelegt, da eine stabile Bezugsperson für die Kinder wichtig ist. Viele bleiben daher 10 bis 15 Jahre oder länger in diesem Beruf, um eine Kindergeneration bis zum Erwachsenwerden zu begleiten.
Wer sich jedoch beruflich verändern möchte, hat innerhalb des Kinderdorfes verschiedene Möglichkeiten. So kann man in koordinierende oder beratende Positionen wechseln und neue Kinderdorfeltern begleiten, pädagogische Konzepte mitentwickeln oder in die Fachbetreuung einsteigen. Auch der Wechsel in andere Jugendhilfeeinrichtungen, betreute Wohngruppen oder soziale Beratungsstellen ist eine Option.
Beim SOS-Kinderdorf gibt es beispielsweise für den Übergang in den Ruhestand das Modell der „Entpflichtung“. Bis zu fünf Jahre vor Rentenbeginn betreuen Kinderdorfeltern keine Kinder mehr, bleiben aber weiterhin im SOS-Kinderdorf tätig. Viele behalten auch danach den Kontakt zu den von ihnen betreuten Kindern, da oft lebenslange Bindungen entstehen.
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Wer als Kinderdorfmutter oder Kinderdorfvater langfristig im sozialen Bereich tätig bleiben möchte, kann durch gezielte Fort- und Weiterbildungen neue berufliche Perspektiven erschließen. Eine Weiterbildung zur Fachwirtin oder zum Fachwirt für Erziehungswesen ermöglicht den Einstieg in leitende Positionen innerhalb pädagogischer Einrichtungen.
Für diejenigen, die sich noch stärker in wissenschaftliche oder beratende Tätigkeiten vertiefen möchten, bietet ein Studium der Kindheitspädagogik eine gute Möglichkeit. Wer Kinder mit besonderen Bedürfnissen unterstützen möchte, kann eine Zusatzqualifikation in Heilpädagogik erwerben und sich auf die Arbeit mit Kindern mit Förderbedarf spezialisieren.
Auch eine Weiterbildung im Bereich Sozialarbeit eröffnet neue Karrierechancen in der Jugendhilfe oder in sozialen Beratungsstellen. Zusätzlich gibt es spezialisierte Fortbildungen in Traumapädagogik, Konfliktmanagement oder Familienberatung, die dabei helfen, sich auf bestimmte Schwerpunkte innerhalb der pädagogischen Arbeit zu konzentrieren und sich weiterzuentwickeln.
Passende Jobs
Passende Jobs im Sozialwesen gibt es bei Sozial-Karriere. Hier findest Du Jobs als Erzieher, Stellen als Sozialpädagoge und Heilpädagoge Jobs und viele mehr.