Inhaltsverzeichnis
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Was ist eine Lernbehinderung?
Eine Lernbehinderung ist ein Sammelbegriff für Beeinträchtigungen in den Lernleistungen. Sie kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, in unterschiedlicher Stärke auftreten und sich bei jedem Kind anders auswirken. Oft ist eine Lernbehinderung nicht sofort erkennbar und zeigt sich erst im Vergleich mit anderen Kindern, etwa in der Kita oder in der Schule. In den ersten Lebensmonaten oder -jahren fallen Lernbehinderungen und Entwicklungsverzögerungen meist kaum auf. Häufig haben betroffene Kinder einen Entwicklungsrückstand und verbringen ihre Zeit eher mit jüngeren Kindern, weil sie sich dort wohler fühlen. [INFOBOX_3 icon="fas fa-info-circle" heading="Lernschwierigkeit vs. Lernbehinderung" text="Lernschwierigkeiten (auch Lernstörung oder Lernschwäche) sind vorübergehende Probleme, nur leicht ausgeprägte Schwierigkeiten oder nur in Teilbereichen des Lernens ausgeprägt, zum Beispiel Legasthenie. Schätzungsweise sind rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen. Lernbehinderungen (auch Lernbeeinträchtigungen) hingegen sind schwerwiegend, lang andauernd und betreffen oft mehrere Lernbereiche gleichzeitig. Die Grenzen sind fließend. Eine Lernschwierigkeit kann sich zu einer Lernbehinderung entwickeln, wenn ein Missverhältnis zwischen den individuellen Lernmöglichkeiten und den schulischen Anforderungen besteht und dies zu zunehmender Verunsicherung führt."]Lernbehinderung – Hintergrund zur Thematik
Lernbehinderungen entstehen durch verschiedene Faktoren aus unterschiedlichen Bereichen. Meist ist nicht nur eine Funktionsebene betroffen, sondern mehrere, etwa geistige, seelische oder körperliche, die sich in der Entwicklung gegenseitig beeinflussen und verstärken können. Die Hauptursachen liegen häufig im organischen und neurologischen Bereich. Dazu zählen angeborene oder genetische Faktoren ebenso wie erworbene hirnorganische Schädigungen, die zum Beispiel durch Krankheiten oder Unfälle entstehen können.Lernbehinderung – Formen
Die Ursachen für Lernbehinderungen können grob auf drei Kategorien aufgeteilt werden. Oft ist auch nicht nur eine dieser Kategorien vertreten, sondern eine Mischung aus mehreren. [TABLE id=393]Lernbehinderung – Arbeitsfelder
In der Sonderpädagogik umfasst der sonderpädagogische Förderbedarf im Bereich Lernen Kinder und Jugendliche, die beim Erwerb von Wissen, bei der Entwicklung von Fähigkeiten und beim Bewältigen von Lernaufgaben Unterstützung benötigen. Sonderpädagogen erstellen individuelle Lernpläne, stellen differenzierte Unterrichtsmaterialien bereit und trainieren gezielt Lernstrategien. In der Heilpädagogik arbeiten Fachkräfte mit Kindern und Jugendlichen, deren Lernbehinderung oft mit weiteren Entwicklungsverzögerungen oder Beeinträchtigungen einhergeht. Heilpädagogen fördern nicht nur schulische Fähigkeiten, sondern auch soziale, emotionale und motorische Kompetenzen. Dabei kommen spielerische, handlungsorientierte Methoden und therapeutische Ansätze zum Einsatz, um das Kind ganzheitlich zu unterstützen. Weitere relevante Arbeitsfelder sind die Frühförderung, die bereits im Vorschulalter gezielt Entwicklungsbereiche stärkt, sowie die Schulsozialarbeit, die Kinder mit Lernbehinderung im schulischen Alltag begleitet, ihre Teilhabe fördert und zwischen Schule, Elternhaus und außerschulischen Hilfen vermittelt.Lernbehinderung – Methoden
Um Menschen mit Lernbehinderung gezielt zu unterstützen, kommen verschiedene Methoden und Angebote zum Einsatz. Eine Möglichkeit ist die Gleichstellung, damit Betroffene Förderleistungen erhalten können, die ihnen sonst nicht zustehen würden. Der Integrationsfachdienst bietet individuelle und begleitende Betreuung, um den Übergang in Ausbildung oder Arbeit zu erleichtern. Auch berufliche Ersteingliederungen spielen eine wichtige Rolle, da sie helfen, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln und langfristig Fuß zu fassen. Inklusionsbeauftragte unterstützen zusätzlich bei der Anpassung von Arbeitsplätzen, beraten Arbeitgeber und fördern ein inklusives Arbeitsumfeld.
Lernbehinderung – Bedeutung für das Sozialwesen
Im Sozialwesen spielt die Sonderpädagogik eine zentrale Rolle, da sie Menschen mit Lernbehinderung gezielt dabei unterstützt, ihre individuellen Fähigkeiten zu entwickeln und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Sonderpädagogische Fachkräfte arbeiten eng mit Schulen, Kindertagesstätten, Familien und weiteren sozialen Diensten zusammen. Sie erstellen Förderpläne, passen Lerninhalte an und setzen spezielle Methoden ein, um Bildungsbarrieren abzubauen. Darüber hinaus sorgt das Sozialwesen für die Koordination von Unterstützungsangeboten, etwa zwischen Jugendhilfe, Frühförderstellen und Integrationsfachdiensten. Beratungs- und Aufklärungsarbeit für Eltern und Angehörige hilft, Vorurteile abzubauen und die häusliche Förderung zu stärken. Auch die Vermittlung in Ausbildungs- und Arbeitsplätze gehört zu den Aufgaben, ebenso wie die Bereitstellung finanzieller Hilfen oder technischer Assistenzsysteme. Insgesamt trägt das Sozialwesen dazu bei, Inklusion und Selbstbestimmung von Menschen mit Lernbehinderung nachhaltig zu fördern.Lernbehinderung – Kritik
Am Begriff Behinderung gibt es Kritik, da er von vielen als stigmatisierend empfunden wird und negative Vorurteile verstärken kann. Auch der separate Unterricht von Schülern mit Lernbehinderung an Förderschulen wird hinterfragt, weil er häufig die gesellschaftliche Teilhabe einschränkt und inklusive Bildung verhindert. Befürworter der Inklusion plädieren dafür, Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam an allgemeinbildenden Schulen zu unterrichten und individuell zu unterstützen. Seit Mitte der 2000er-Jahre gab es in diesem Bereich bereits mehrere Reformen der inklusiven Pädagogik, um Barrieren abzubauen und mehr Chancengleichheit zu schaffen.Quellen
Berufsbildungswerk Südhessen